Grenze

Jahre in Konzentrationslagern zugebracht oder leben schon lange nicht mehr.

Nun hatte ich bei meinem Aufenthalt in Holland im Jahre 1934 einige Male bei Pater Muckermann einen deutschen Schriftleiter angetroffen, der, weil er von der Gestapo verfolgt wurde, Deutschland mit Frau und fünf Kindern verlassen und seine Zuflucht, wie manche andere, bei Pater Muckermann gesucht hatte. Pater Muckermann hat sich bis aufs Äußerste für diese Familie eingesetzt. Bei führenden Geistlichen Hollands bat er um Unterstützung für die hartbedrängte, nun völlig arme Familie, und die guten Holländer gaben auch reichlich. Der Redakteur selbst war für Pater Muckermann bei seiner Arbeit in Holland eine will- kommene Hilfe, besonders bei der von ihm herausge- gebenen ZeitschriftDer deutsche Weg, die in Oldenzaal erschien. Einen verständnisvollen, gütigen Freund fanden wir in Oldenzaal in der Person des Pa- stors Franz Stokman, der sich zu der mutigen Tat bereit erklärte, verantwortlich für denDeutschen Weg zu zeichnen. Oft waren wir zu Gast in seinem gastfreien Hause und viele tiefe Sorgen habe ich mir seit Mai 1940 um ihn gemacht, bis ich jetzt endlich erfuhr, daß er den Klauen der SS und Gestapo dadurch entgangen ist, daß er als Pfarrer seit 1940 als Hafenarbeiter in Utrecht fünf Jahre hindurch unter falschem Namen ein entbeh- rungsreiches Dasein geführt hat. Mit Wort und Tat wurde derDeutsche Weg auch unterstützt von dem nimmermüdensozialen Apostel Hollands , Msgr. Dr. Poels in Heerlen , dem es ebenfalls gelungen ist, sich vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Holland in Sicherheit zu bringen.

Bevor deutsche Truppen in Holland einzogen, und bevor SS und Gestapo in diesem friedlichen Land ihr Schreckensregiment aufrichteten, ist der verfolgte deut- sche Schriftleiter, wie ich nachher von seiner Tochter im Konzentrationslager erfuhr, geflohen. Seine Familie blieb in tausend Ängsten zurück. Es erfolgten Haus- suchungen und die Verhaftungen der Mutter und der

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