Von Holland , seinem ersten Asyl aus, bat er mich in einem Brief, ihm das Notwendigste, seine Kleider, Sou- tane, Soutanelle, Wäsche, Brevier, Handbibliothek usw. zu bringen. So machte ich mich denn auf, ließ mir einen Auslandspaß ausstellen, den ich ohne weiteres erhielt, und fuhr nach Holland . Es war zudem wegen der Wei- terleitung des Betriebes so viel zu überlegen und zu besprechen, daß ich nicht nur dieses eine Mal, sondern mehrmals hinfahren mußte. Auch der gute, damals schon an einem unheilbaren Leiden erkrankte Pater Albert Maring S.J. fuhr öfters zu diesen Beratungen mit, wo- für er dann auch am 3. Februar 1941, einen Tag eher als ich, in Lübeck , wohin er von Münster aus zu einem Exer- zitienkurs gefahren war, verhaftet worden ist. Er wurde zuerst nach Münster und später in die Konzentrations- lager Sachsenhausen und Dachau überführt, wo er nach zwei Jahren tiefsten Elends und furchtbarsten Grauens, wie so viele andere, gestorben ist und eingeäschert wurde.
Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, dem Pater Muckermann seine notwendige Kleidung und die ihm für seine Arbeit unentbehrlichen Bücher zu bringen. Ich freute mich aufrichtig, dem nimmermüden, für das Reich Gottes auf Erden sich aufzehrenden Priester auf diese Weise in etwa vergelten zu dürfen, was er jahrelang hin- durch in treuer, grenzenloser Fürsorge für uns getan hatte.
Aus kindlichen Gefühlen der Dankbarkeit und aus dem Zusammengehörigkeitsgefühl heraus, wie es eine lange Jahre hindurch gemeinsam geleistete Arbeit von selbst mit sich bringt, habe ich diese oft nicht leichten Reisen nach Holland , allein oder in Begleitung, unternommen. Wie manches Mal bin ich an der Grenze von oben bis unten durchsucht worden! Mein ganzes Gepäck wurde durchstöbert, die Bücher Seite für Seite durchblättert, die Kleidung Pater Muckermanns, die ich im Koffer hatte, von den Zollbeamten genauestens durchmustert. Was moch-
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