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,, Geheime Staatspolizei
Geheimes Staatspolizeiamt
II D Haft- No. 15g/ 1153/ 36g
Fräulein Ingeborg Andreas, Berlin- Tempelhof. wird hiermit ausnahmsweise die Erlaubnis erteilt, den in dem Konzentrationslager Buchenwald einsitzenden Schutzhäftling Fritz Küster , geb. am 11. 12. 89 in Obereinzingen in Gegenwart eines Beamten für die Dauer von 30 Minuten zu sprechen. Die Genehmigung ist aus folgenden Gründen erteilt worden:
Ob sie eine ihr in Aussicht gestellte Wohnung mieten solle. Die Ansicht des Küster ist dabei ausschlaggebend, da sie allein aus finanziellen Gründen nicht entscheiden kann.
Die Sprecherlaubnis ist nur auf vorstehende Angelegenheiten zu, beschränken, insbesondere darf der Grund der Inschutzhaftnahme und damit zusammenhängenden Fragen nicht erörtert werden.
Preußische Geheime Staatspolizei Geheimes Staatspolizeiamt
im Auftrage gez. Berendorff Über den Führer der Totenkopfverbände und KL, Berlin NW 7, Friedrichstr. 129
an Fräulein Ingeborg Andreas, Berlin . Der Führer der SS- Totenkopfverbände und Konzentrationslager, Berlin NW 7. 15. März 1938 Das Betreten des KL Buchenwald wird genehmigt. Besuchszeit von 9-11 und 14-16 außer Samstag und Sonntag.
Sprechzeit: 30 Minuten unter der vorgeschriebenen Bewachung. Besuchsschein ist von der Kommandantur zu den Akten zu nehmen.
i. A. gez. Liebehenschel Der Führer der SS- TV KL SS Sturmbannführer."
Am 27. März. fuhr ich nach Weimar . Mit Mühe gelang es mir, einen Taxichauffeur zu der Fahrt nach Buchenwald zu bewegen. ,, Dann ist mein Auto völlig verdreckt und keine weitere Fahrt mehr möglich."
Er sagte unterwegs: ,, Arbeitet Ihr Verlobter drauBen?" Ich wußte es nicht. ,, Warum?"
,, Nun, man nennt dies hier den, Totengrund'." Wir hielten vor einem Schlagbaum. Der Chauffeur fuhr zurück. Lange Zeit stand ich vor der Barriere, den Redensarten der SS - Lümmel preisgegeben. Ich sah im weiten Umkreis die Unterkünfte der Wachmannschaften. In eine dieser Baracken, in der SSLeute auf Pritschen. lagen, wurde ich geführt. Ein Posten telefonierte, legte den Hörer hin und sagte mit einem prüfenden Blick zu mir: ,, Mensch, der Alte kommt selbst!" ER kam und alles nahm Haltung an. Er sagte zu mir:„ Sie sind telefonisch avisiert worden. Kommen Sie!" Jetzt war ich erstaunt, Unterwegs fragte der ,, Alte", der gar nicht aft, aber ein Lagerführer war: ,, Sagen Sie mal, wie haben Sie das angestellt, daß Sie Sprecherlaubnis bekommen haben?" ,, Ich habe sie beantragt, ist es etwas Besonderes?" Er lachte kurz auf. ,, Du lieber Gott, so etwas gibt es doch gar nicht!"
. Wir durften uns, durch keinerlei Barriere getrennt, 30 Minuten im Beisein des ,, Alten" sprechen. Dieser schaltete sich nur einmal ein und fragte Dich: ,, Nicht wahr, Sie sind im Baubüro tätig?"
Ich merkte, daß Frage und Antwort für mich bestimmt waren. Er wußte nicht, was mir diese Äuße
rung nach jener Bemerkung des Chauffeurs bedeutete. Einmal fragtest Du: ,, Hast Du jetzt eine Eingabe gemacht? Ich erfuhr davon."
Die 30 Minuten waren herum. Ich ging langsam den langen Weg nach Weimar zurück. Ich dachte daran, daß ich auf ,, Totengrund" stand und meine Füße waren wie Blei. Wie lange noch? Eine Freundin hatte vor kurzem gesagt:„ ,, Ist es nicht toll, daß wir geschworenen Pazifisten den Krieg, der doch kommen wird, herbeisehnen müssen, weil wir sonst verschlungen werden von dieser braunen Pest!" Aber Lord Allan und viele andere glaubten an Verständigung.
Schlagermusik tönte vom Lager herüber. Der Schlamm war unbeschreiblich. Zäh haftete er an den Schuhen fest. Wie ich mich aus dem Schmutz heraussehnte nach etwas Reinem, Schönem, einem guten Buch, zarter Musik oder einem Gespräch!
Kurz vor Weimar kam mir ein kleiner weißhaariger Mann mit einem unendlich gütigen, klugen Auge. im Altmännergesicht entgegen. Er sah mich forschend an und blieb zweimal stehen, als ich den Blick zurückwandte. Ich hätte ihn ansprechen sollen,- in mir war eine große Sehnsucht nach einem Menschen.
Wieder in England
Lieber Mann, dieses Jahr 1938 ist auch mein. schwerstes gewesen. Es erschien mir so trostlos und beeinträchtigte meine Gesundheit. In England fand ich eine mehrwöchige Erholung. Ein zweites Mal lud mich H. G. Wells zum Tee und ich hatte auch eine Begegnung mit Frau Professor Litten, der Mutter des bekannten Rechtsanwalts. Sie litt schwer unter dem Freitod ihres Sohnes im Lager Dachau . Aber sie fand doch die Kraft, mich zu ermuntern. Allmählich war jeder Pessimist geworden, ohne rechten Glauben. an Deine baldige Entlassung. Die Dinge spitzten sich politisch sehr zu. Aber Frau Litten erklärte mit Bestimmtheit, Du würdest bald da sein. Während wir Arm in Arm im Garten ihrer Gastgeber spazieren gingen, sann ich darüber nach, wann der Name Litten. für mich schon einmal einen besonderen Klang gehabt hat. Und dies war meine Erinnerung.
In der Hochschule für Politik in Berlin war der Vortrag des bekannten Professors der Rechte Litten aus Königsberg angekündigt worden. Der Kollegsaal war bis auf den letzten Platz besetzt, der Direktor Wolfers und andere Dozenten zugegen. Lebhaft interessiert waren wir alle den Ausführungen Littens gefolgt und gaben Beifall und Ablehnung je nach Temperament kund. Dann war der Vortrag zu. Ende. Ich sehe, daß der Professor sich durch mehrere Reihen der Studenten einen Weg bahnt. Er kommt zu meinem grenzenlosen Staunen auf mich zu und reicht mir die Hand. Ich sage verwirrt: ,, Herr Pro
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