dieser Grüße aufgetragen, wenn er von meiner Eng­landreise gewußt hätte.

,, Mr. Wells bittet Miẞ Andreas zum Tee", das war das immerhin stolze Resultat meines Briefes. Ich habe Mr. Wells dann mit unserm Plan bekannt ge­macht. Zunächst lehnte er ab, gab aber schließlich mehr und mehr diese Haltung auf. Endlich sagte er: ,, Ich bin bereit zu unterzeichnen, wenn es der Bi­schof von Birmingham ( dessen Name zuvor. gefallen war; ebenfalls tut. Es wäre ein besonders reizvoller Kontrast, wenn der Name des Freidenkers H. G. Wells neben dem des Bischofs von Birmingham erschiene." Dabei leuchtete sein Auge humorvoll auf. Er legte auch Wert auf die Unterschriften von Lord Allan of Hurtwood und Lord Ponsonby.

Grace hat den Ausspruch yon Wells dem Bischof von Birmingham übermittelt und prompt dessen Unterschrift erhalten, wodurch die von Wells ge­sichert war.

Ich hatte nun Mut bekommen. Darf ich an Bernard G. Jhaw, Lord Cecil und Lloyd George schrei­ben? Grace lachte über meinen Eifer. Shaw war der einzige, meines Wissens der ganzen Aktion, der auch auf eine zweite Frage überhaupt nicht ant­wortete. Lloyd Georges Privatsekretär rief mich zu sich. Ich bekam dort keine Unterschrift, wurde aber eingehend gehört und alle Umstände gewürdigt. Man würde sehen, was zu macher sei. Eine weitere Einladung kam von Lord Cecil . Ich erhielt sie, als ich mit gepackten Koffern abreisebereit in der hall stand. Zu einem bestimmten Termin mußte ich die neue Stellung in Berlin antreten. Wie habe ich es bedauert, Lord Cecil nicht gesprochen zu haben! Es wäre mir unendlich wichtig gewesen, Noch auf dem Schiff habe ich ihm alles schriftlich dargelegt: und den Brief in Holland abgesandt.

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Mein neuester Arbeitgeber war eine bedeutende japanische Handelsgesellschaft. Zum ersten ersten Mal kam ich in Berührung mit Japanern. Ich sollte englische Korrespondenz schreiben, eine Aussicht, die mich begeisterte., Dies würde doch einmal etwas ganz anderes sein. Ich sollte mich nicht täuschen. Zunächst gab es da keinen, Deutschen Gruß". Wir deutschen Angestellten machen shake hands und boten uns die Tageszeiten. Das Ver­hältnis war ungezwungen und für mich sehr an­ziehend. Japanische, englische und deutsche Wort­fetzen erreichten mein Ohr. Der Fernschreiber, die Telefone gingen pausenlos, Schreibmaschinen klap­perten, Telegramme kamen und gingen und mußten dechiffriert werden. Wer hat wohl je mit größerem Elan eine solche Stellung angetreten als ich?

Ich sagte, daß der Deutsche Gruß nicht angewandt wurde. Darum gab es aber doch fanatische Nazis unter uns, nur waren sie in der Minderheit. Die meisten waren indifferent. Eines Tages summte ich im Waschraum ein verbotenes Lied. Plötzlich kam aus einer der Toiletten ein junges Ding hervor und sagt: Andreas, du bist entdeckt. Mensch, sag mal gehörst du zu uns?"

Ich bejahte freudig, fragte dann aber doch vor­sichtshalber, was ,, uns" bederte. Darauf sagte das muntere Wesen: ,, Du mußt es keinem sagen, ich war 2 Jahr im KZ!" Ich staunte das kleine, kecke Ding an. ,, Ja, wieso denn?"

Sie lachte. ,, Ach Gott , ich wollte eben halt mal Blumen auf Rosa Luxemburgs Grab legen. Da stand die Gestapo hinter mir und sagte: ,, Wissen Sie, wer hier liegt?"

Ich: Ja."

Der: Wollen Sie die Blumen immer noch hierher legen?"

Ich sagte in meiner Verwirrung ja und bekam dann ein halbes Jahr KZ. Straferschwerend war, daß ich so deutsch aussah und dicke blonde Zöpfe hatte. Ich war auch mit der Wirtin von Horst Wessel zusammen. Das war ein schreckliches Weib."

So erzählte die. Trudel.

Am folgenden Tag sagte nach einem Gespräch meine mir gegenüber sitzende Kollegin, die gleich mir ihre Stellung erst angetreten hatte: ,, Ich habe Vertrauen zu Ihnen. Sagen Sie es bitte keinem. Mein Mann sitzt seit langem aus politischen Gründen im Zuchthaus."

Wir schlossen einen Dreibund. Ich lernte den Kreis um diese beiden Kolleginnen kennen, es waren Kom­munisten. Sie waren wie wir verfolgt, sie wurden gepeinigt und in die Konzentrationsläger gebracht. Ich sah in ihnen Verbündete. Sie auch in uns? Einėr sagte zu mir: ,, Wenn es einmal anders kommt, seid Ihr Pazifisten die ersten, die wir aufhängen."

Und die japanischen Kollegen? Um Gotteswillen Kollegen! Sie standen turmhoch über uns, sie waren Götter, thronten erhaben in den Wolken und kamen nur herab, um vor Japanern ihre mehr oder weniger tiefen Kotaus zu machen. Aus dieser Wolke flatterte dann auch am ersten Tage ein Telegramm auf meinen Tisch - ohne Kommentar. Ich war nicht würdig, aufgeklärt zu werden. Verständnislos fragte ich einen deutschen Kollegen. Also das Telegramm sollte dechiffriert werden. Ich meinte: welch unhöf­licher Geselle! Aber da wurde ich belehrt, daß die Japaner mit uns Deutschen nur das Allernotwen­digste, rein Geschäftliche redeten, auch das nur zu leitenden Herren, im übrigen durch Mittelsmann. Niemals käme ein Gruß über ihre Lippen, keine Bitte

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