.

Antwort: ,, Wir würden uns nur zu sehr freuen, Fritz Küsters Braut aufzunehmen."

Mr. Runham- Brown aus London hatte unter­schrieben, die Adresse stand gedruckt da. Es war kein Traum, keine unhaltbaren Versprechungen waren ge­macht worden. Ich war es, die eines Tages via Vlis­ singen abfuhr, die auf dem Dampfer Corder und seine Frau Gwen, die nach Birmingham wollten, traf. Ich wurde in Harwich in den Zug gesetzt, ich kam richtig in London an.

Drei Monate war ich von Liebe und Fürsorge um­geben. Ich machte einen Ausflug nach Irland , verleb­te herrliche 14 Tage in Devonshire und hatte Tea mit Lord Ponsonby im House of Lords . Auf Reisen wurde ich unter dem Namen ,, Schmidt" vorgestellt. Deutsche Spitzel sollte es zur Genüge geben, und ich wollte wenigstens in England nicht den Mund halten müssen.

Auf seinem schönen Landsitz in Surrey hatte ich in Gegenwart Runham Browns eine Unterredung mit Lord Allan of Hurtwood, natürlich unter mei­nem Namen. Lord Allan war einige Zeit zuvor in höchster Mission durch Europa gefahren und hatte auch Hitler gesprochen. Auf Betreiben unserer eng­lischen Freunde habe er Deinen Fall zur Sprache bringen wollen, sei aber auf eisige Ablehnung gesto­Ben. Er könnte mir jedoch zusichern, daß man Dich nicht schlagen würde.

Wir gerieten in eine lebhafte Debatte, als Lord Al­lan die Auffassung vertrat, England müsse sich mit Hitler- Deutschland verständigen, nur so sei uns zu helfen. Ich vertrat den Standpunkt, daß die Situation der demokratischen Kräfte dadurch immer trostloser würde, was er nicht zugab. Er war von bestem Willen beseelt, uns zu helfen. Wohin hat diese Auffassung maßgeblicher englischer Kreise geführt?

Wie haben wir uns verlassen und iso­Liertgefühlt, als England eine Gelegen­heit nach der anderen vorübergehen ließ, dem Nazitum Einhalt zu gebieten! Damals hätte es keine oder nur wenige Opfer auf beiden Seiten gekostet.

Eines Tages bat mich Mr. Runham Brown, mein verehrter Gast- und Ratgeber, eine besondere Mission zu übernehmen. Er habe eine Dame zu sich gebeten, die ständig für Hitler- Deutschland in der öffentlich­keit Reklame mache. Ich lernte sie( als Fräulein Schmidt aus Hamburg ) kennen und sagte, sie müsse doch wohl sehr lange und an verschiedenen Plät­zen in Deutschland gelebt haben, da sie eine so gründ­liche Kenntnis unserer Verhältnisse zeige. Sie ant­wortete zögernd: Ich war vier Wochen bei einer Familie in Bonn ."

Vier Wochen und in Bonn , damals eine Hoch­burg der Nationalisten!

Als sie es sagte, wurde mir mit großer Freude bewußt, daßichinEngland nicht

zu

schweigen, nichts einzustecken, nichts zu beschönigen brauchte. Ich brachte alles vor, was zu sagen war. Die Dame wurde immer verlegener. Ich griff sie nicht an, sprach nur so in den Raum hirein von KZ und Gestapo , vom Le­ben in und außerhalb des Lagers. Als ich schwieg, saß sie in Tränen aufgelöst und tief erschüttert da. Sie bedankte sich auf das wärmste bei mir und wollte nie mehr ihre sicher wohlgemeinten ,, aufklärenden" Vorträge halten.

Als ich abfuhr, wußte ich Deine Sache bei Mr. Brown und Grace M. Beaton in den besten Hän­den. Sie würden jede Möglichkeit erschöpfen, um Dir zu helfen..

Der richtige Tip

. brachte

Im August 1935 mußte ich zurück nach Deutsch­ land und mein erster Gang war zur Gestapo . Ein zunächst ärgerlich kleiner Zwischenfall- mich ein Stück weiter. Deine Akten waren nicht auf­findbar. Seit Stunden saß ich schon auf dem Flur und hatte mich doch vom Büro nur kurz beurlauben lassen. Schließlich wurde mir in dem einen Zimmer

eröffnet, die Akten seien einfach nicht da. Da ver­sågte meine Beherrschung. Ich erklärte bitter und schärfer, als ich wollte: ,, Kein Wunder, daß dann Leute jahrelang in Schutzhaft bleiben!".

Das nächste war der Wutausbruch eines der Her­ren, der mich hinausverwies.

Nun glaubte ich, mir alles verscherzt zu haben. Aber jener zornbebende Herr kam aus dem Zimmer, ging auf mich zu( ich zog seelisch den Kopf ein) und sagte ganz sanft: ,, Was möchten Sie denn?" Ich setzte ihm alles auseinander, erzählte von meinen vergeblichen Bemühungen und meiner Ratlosigkeit.

,, Ja, Sie haben das falsch gemacht. Schreiben Sie alle Eingaben nur noch an die Adjutantur des Reichsführer SS Himmler. Dies ist der richtige Tip. Sagen Sie bitte niemand, daß ich ihn gab."

Ich fand das nett von Kriminalrat Futh und schrieb sogleich an Himmler direkt, den ich um eine Unterredung bat. Ich hatte um telefonischen Bescheid gebeten, worüber meine Bekannten kopf­schüttelnd lachten. Aber nach einigen Tagen wurde ich von seinem Adjutanten, Major Frodien, ange­rufen. Niemand in einem demokratischen Staat, in dem Menschenwürde etwas gilt, kann sich einen Be­griff davon machen, welche Sensation es im Hitler­Deutschland verursachte, mit dem Adjutanten des Verbrechers Himmler in Kontakt zu kommen, ge­schweige denn von ihm angerufen zu werden. Ich war im Büro, viele Schreibmaschinen klapperten. Auf mein Geheiß war alles still und dann hörte ich den hohen Herrn sagen, daß er sich von einer Unterredung nichts verspreche.

9

ic

Fi

sp

V

st

of

to

lo

a

F

V

S

a

-

-10­