risch Eure Zigarren. Nur nicht daran denken, daß ge­gen Abend das Tor sich hinter Euch schließen würde. Wertvolle, beglückende Stunden...

Sie hatten ein Ende. Das Tor schloß sich hin­ter Euch und mehr als 4 Jahre mußten vergehen, be­vor ich wieder mit Dir an einem Tisch sitzen konnte.

Einmal, auf der Rückfahrt von Oranienburg , als ich in mir auf den Nachklang der mit Dir verlebten Stunden lauschte, wurde ein Mann von zwei Beglei­tern neben mich gesetzt. Ich achtete nicht darauf. Erst als die beiden sich mit einem vernehmlichen ,, Heil Hitler !" verabschiedeten, als dieser verhaẞte Gruß störend in meine Gedanken drang, sah ich auf. Und erzitterte. Dieser Mann neben mir hatte kein Ge­sicht mehr. Es war entsetzlich verstümmelt. Ein Auge fehlte, die schrecklichen Wunden waren mit dünner Haut überzogen. Seine Hände hingen lahm hernieder. Das war zu viel. Ich sah Frau Selig weinen. Ich wollte das nicht und konnte es auch nicht. Eiseskälte durchdrang mich. Auch das war Oranienburg . Sein bekanntes

Gesicht.

KZ- Arbeitskolonne in Oranienburg

Wir draußen

-

Einer der tapfersten unserer Berliner Freunde war der alte Pastor Franck e. Er hatte im Keller der Hedemann- Straße furchtbare Dinge gesehen, sie niedergeschrieben und in alle Welt verschickt, wo­rauf man ihn sogleich erneut verhaftete. Nach seiner Entlassung ging ich häufig zu diesem unerschrockenen Kämpfer. Ich werde den Tag nicht vergessen, an dem er mir gütig folgendes sagte:

,, Sie sind jung, das Leben sollte vor Ihnen liegen und Ihnen vieles bieten. Niemand weiß, wann unser Freund Fritz wiederkommen wird. Vielleicht niemals. Ich halte es als Küsters Freund für nötig. Ihnen zu sagen, daß Sie nicht aus reinem Pflichtgefühl Ihre Jugend und Aussich­

O

ten opfern sollten. Wir werden unsern Freund nicht ver­lassen, aber Sie sollten sich ernsthaft prüfen, ob Sie den Verzicht auf die Anrechte der Jugend, auch auf unbe­stimmte Zeit, auf sich nehmen können und wollen." Wie gern hätte ich den lieben alten Herrn umarmt, wie gut taten mir diese Worte. Man konnte auch ohne sie den Weg gehen, den man gehen mußte, aber mit ihnen war alles viel leichter.

1

Anfang Juni 1934 hatten Ilse und ich ein kleines Rencontre mit der Gestapo . Bei Ilses Chef hatte man anläßlich einer, Durchsuchung des Büros das Testa­ment Lehmann- Russbüldts, der im Ausland war, vorgefunden. Daraufhin Haussuchung auch bei uns, wobei der Beamte mit einem triumphierenden ,, Ha!" Deine ganz offiziellen, kontrollierten Briefe aus dem KZ feststellte. Nun waren wir als gefährliche Menschen entlarvt. Es wurde der Hausmeister über uns befragt, eines der unerträglichen Subjekte, das. keinen Frauenarm sehen kann, ohne hineinzukneifen, das jedem Frauenbein mit glitzernden Augen nach­sieht. Wir haben ihn oft gehörig abfahren lassen. Diese Kreatur sagte in ihrer ohnmächtigen Wut aus, wir hätten häufig Herrenbesuch. Ich wurde vorge­laden und in einem Ton angefahren, der das verwor­fenste Geschöpf hätte aus der Fassung bringen kön­nen:, Welche Art Herren kommen zu Ihnen?" Ich zählte unsere Bekanntschaften auf. Erühere Angestellte, meinen Vater, der in Berlin wohnte; und als regelmäßigen Gast Ilses Verlobten. Darauf: ,, Ent­weder halten Sie bei sich kommunistische Versamm­lungen ab oder Sie haben( hohntriefend) eine an­dere Art Betrieb."

"

Konnte ich diesem Kerl nicht an die Gurgel sprin­gen, Mußte ich das einstecken?

Ich fragte ihn danach.

Er öffnete die Tür und sagte eisig: ,, Sie müssen ins Büro..."

66

Kann uns denn eine solch nichtswür­dige Null überhaupt beleidigen? Glei­ten diese Dinge an uns ab, können sie beiseite geschoben werden?

Ich habe es nicht vermocht.

Zu jener, Zeit hatte ich öfter Gelegenheit, mit sol­chen Ungeistern aufeinander zu prallen. Nach einem Ausflug in den Spreewald saß neben mir im Abteil ein Uniformierter mit höherem politischen Dienst­grad. Er fing bald an, in der unflätigsten Weise von Frauen zu sprechen, und das Schweigen Aller, ob Alt oder Jung, machte ihn kühn. Immer abscheulicher wurden die Zoten dieses offensichtlich schwer be­trunkenen Repräsentanten des Dritten Reiches , bis ich ihm über den Mund fuhr und ganz bewußt meine Worte wählte: ,, Was, so sprechen Sie zu deutschen Frauen?"( mit stärkster Betonung des ,, deutschen"). Er starrte mich sprachlos an, geriet dann aber in eine maßlose Wut und stieß laute Drohungen aus.

16­

1

6

鸡鸡

Se

ste

Ba

lu

st

96

m

se

m

m

P. BBB B

m

el

V

d

ta

11