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wegen, ja sie oft zu überschreiten. Ich habe niemals Zurechtweisungen erfahren, bis auf einen Fall, der auch keine tragischen Folgen hatte und auf den ich noch zurückkommen werde.

Einige Tage nach dieser Unterredung habe ich mit Kriminalrat Heller telefoniert. Ergebnis: Ich kann nach allem, was ich über Ihren Fall erfuhr, nichts für Sie tun.

Später las ich zu meinem Erstaunen, daß Kriminal­rat Heller zu dem Reichstagsbrandprozeß das gesamte Anklagematerial gegen die Kommunisten zusammen­getragen und in Leipzig das Plädoyer gehalten hat. Zu jener Zeit jubelten die Herzen aller, die die Frei­heit liebten, dem tapferen Dimitroff zu und welche Feindseligkeit empfand ich run für Herrn Heller und seine Methoden, die mich vorher, solange sie lediglich meine Person betrafen, nur belustigt hatten.

Oranienburg

Es wurde Winter. Ein neues Jahr Du kamst nach Oranienburg .

-1934- begann.

Ja, auch ich weiß, daß hier furchtbare Dinge ge­schehen sind, daß man sich mit Schaudern und Ab­scheu abwenden müßte.

Ich habe aber in Oranienburg Stunden tiefsten Glücks kennen gelernt. Dankbar genoß ich sie und fühlte mich zeitweise jung und froh.

Ich durfte Dich zwei Stunden sehen und sprechen. Wir saßen uns zwanglos gegenüber, tranken Kaffee und aßen Kuchen. Beides konnten die Frauen mit­bringen. Ich empfand großes Mitleid mit den Juden, deren Köpfe geschoren waren( wie Eure später auch), und die nur eine Stunde ihre Lieben bei sich haben durften. Ich sah Erich Mühsam und der unendlich schwermütige Ausdruck seiner Augen schnitt mir ins Herz.

Öfter lief ,, Himmelstoẞ", der Wachhabende, mit seinem Hund herum. Manchmal brüllte er wie ein Irrsinniger, was mit Gelächter der eingeweihten Frauen quittiert wurde. Sie nahmen das nicht tra­gisch, und es hatte auch keine Folgen.

Es kam eines Tages der seltsame, erregende Brief ohne Kontrollstempel, der gelesen und so­gleich vernichtet werden mußte. Etwa so:

,, Gehe bitte zu Frau Selig( Adresse soundso) und be­stelle ihr Grüße von ihrem Mann. Fahrt beide morgen nach Oranienburg , nehmt dort die Kleinbahn nach, Vel­ ten . Von dort müßt Ihr zu Fuß gehen( folgt Beschreibung und Skizze). An der Försterei vorbei bis Meilenstein soundso. Dort werdet Ihr uns treffen."

Frau Selig, die mir fremd war, konnte es zuerst nicht glauben. Wir folgten den Anweisungen. Wir stiegen aus der Nebenbahn, fanden die Försterei, fanden den Meilenstein und. sahen von weitem unsere Männer. Nicht allein, in der Mitte ging jemand in SA- Uniform und bewaffnet. ,, Eine Falle!" flüsterte ich aufgeregt Frau Selig zu. ,, Wir gehen vorüber!"

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9

BOO

So verschlossen wir in unserm Innern die Freude über das Wiedersehen, wir umpanzerten uns mit Gleichgültigkeit und taten fremd. Die Männer gingen vorüber, sie waren von uns mit klopfendem Herzen keines Blickes gewürdigt worden. Dann erklang eine sonore Stimme:

,, Aber meine Damen! Warum so fremd?!" Ich stand vor dem SA- Mann' Stemmer. Dir, Stemmer, habe ich in jener Zeit in meinem Herzen ein Denkmal gesetzt. Du hast mit uns, im Anfang ganz gewiß unbewußt, dem ganzen grau­samen System der Nazis und Gestapo ein Schnippchen geschlagen. Du warst an jenem ersten Tage noch ein überzeugter Anhänger dieses Systems, aber ein Mensch. Später haben wir Dich oft beruhigen müssen, wenn Du ihnen in großer Empörung die Uniform vor die Füße werfen wolltest.

Wir hatten mit Hilfe Stemmers wiederholt Ge­legenheit, mit Euch Gefangenen auf diese Weise zusammenzutreffen. Zu einem Ausflugslokal in der Nähe Oranienburgs brachte ich auch einmal Deinen Hund mit, Fritz. Du hattest Dich nach Lux gesehnt.

Dann blieben eines Tages Deine Briefe aus. Ich hörte nichts von einem neuen Treffen und war tief beunruhigt. Kurz entschlossen fuhr ich nach Ora­ nienburg und ging zu Stemmers Privatwohnung. Die Tür führte direkt in die Küche. Als ich sie auf­machte, sah ich mich zu meiner grenzenlosen Ver­wirrung Dir gegenüber. Neben Dir ein Uniformierter und Selig. Ihr hattet Bierflaschen in der Hand und wart in guter Stimmung. Ich murmelte etwas wie ein Irrtum" und schlug die Tür zu. Über den Hof kam Stemmer, der Euch wie sich ergab, zum Holz­hacken angefordert hatte, und führte mich im Triumph in die Stube. Dort heckte er dann seinen Plan aus, Euch nach Berlin zu bringen. Je länger er' darüber sprach, je mehr erwärmte er sich dafür. Das allerdings hätte ich mir nie träumen lassen. Es war doch ein Wahnsinn, so furchtbar gefährlich für alle, für Stemmer am meisten. Aber wie schön er­schien mir die Welt, die solche Überraschungen be­scherte! ,, Ihr dürft nur nicht ausrücken" sagte Stem­mer. Nein, das durftet Ihr nicht. Es hätte ihn unter Umständen das Leben gekostet.

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Ich verließ sein Haus kurz vor Ladenschluß. Ich lief zum Schlachter und erstand Kottelets, ich ergat­terte irgendwo Blumenkohl, das sollte doch ein Festessen werden! Damals wohnte ich mit Ilse zusam­men. Welche Freude auch für sie und Freund Willi, wie waren wir überwältigt von dem Er­eignis!

Es wurde Sonntag morgen. Würden sie kommen? Sie kamen! Frau Selig war auch da, ihren Mann zu begrüßen. Wir hatten ein schönes Frühstück, ein fest­liches Mittagsmahl. Ihr saßt als freie Männer neben uns, wir lachten und erzählten. Ihr rauchtet genieße­

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