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Zeit zu Zeit rückte die SS mit dem Prügelbock vor den Bunker und dann wurde mit 25 Hieben durchgepeitscht.

,, Nichts geschieht in Deutschland ohne meine ausdrückliche Billi­gung!" sagte Hitler in einer Rede. Und diese seine ausdrückliche Billigung der Grausamkeit diente dem Zweck der Vernichtung, der Ausrottung.

Auch der schwarze Bunker, im Konzentrationslager Buchenwald diente diesem Zwecke. Als wir diese Häftlinge zum ersten Male wieder­sahen, packte uns das Entsetzen. Menschen, bleich, abgemagert, mit stieren Augen, mit halbgewachsenem Bart, gekrümmt und in entsetz­licher Form war das Ergebnis der Erziehung im schwarzen Bunker. Ihre Zahl war geringer geworden, einige waren nicht mehr. Mit diesen Häftlingen war auch der Henker von Buchenwald , der kriminelle Häftling Richter, einstmals Sturmführer der SA, in den schwarzen Bunker gebracht worden. Er sah grauenhaft aus. Seine Mörderaugen stierten, er, der sich vordem als Lagerältester rühmte, erst dann ruhig frühstücken zu können, wenn er erst vorher einige Juden, als erste Arbeit des Tages, durchgeprügelt habe.

Er war im schwarzen Bunker von seinen Kameraden sehr oft durch­geprügelt worden, von seinen Kameraden, die der Abscheu packte, wenn sie in nähere Berührung mit ihm kommen mußten. Er lebte nicht mehr lange. Eines Sonntags wurde er nachmittags von der SS aus dem schwarzen Bunker geholt und in eine Bunkerzelle am Tor gebracht. Gegen Abend erfuhren wir: Richter ist tot. Die Nachricht von dem Tode dieses Häftlings wirkte im Lager wie eine Erlösung. Ein anderer Häftling, der Lagerälteste Mohr, starb auch auf diese Weise.

Wenn ich hier im Zusammenhange mit dem schwarzen Bunker zwei Häftlinge mit Namen nannte, erinnere ich mich eines dritten, welcher die Zeit des schwarzen Bunkers mit durchkosten mußte, der Häftling Fritz Nowak. Er hat den schwarzen Bunker überlebt, kam später in ein anderes Lager. Mit seinen abgerissenen Ohren- nur noch Fleisch­stümpfchen waren vorhanden- dürfte er, wenn er die Konzen­trationslagerzeit überdauert hat, ein Zeuge der Grausamkeiten der Hitlerzeit sein.

Dieser Winter bringt viele Tote, der Würgeengel Typhus hat seinen Einzug gehalten. Die Lagerleitung greift zu Bekämpfungsmaßnah­men. Die erkrankten Häftlinge werden isoliert; sämtliche Lager­insassen geimpft. Eine große Anzahl stirbt, unter ihnen der bekannte Reichstagsabgeordnete Walter Stöcker .

Dezember, Januar und Februar treibt die Sterbebilanz in die Höhe. Zu den Maßnahmen der Lagerleitung gegen den Typhus ist auch die Bekämpfung der Läuse gekommen. Jeder Häftling, bei dem Läuse gefunden werden, wird auf dem Prügelbock mit 25 Hieben durch­gepeitscht. Andere werden mit Bürsten unter einer Kaltwasserbrause