DIE FRAU IM E- LAGER

Das ,, E", das heißt ,, Erziehung"

Ihr Pestalozzi und Rousseau

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Und Fröbel, spart Euch Eure Oden, Hier gelten andere Methoden! ,, Faul ist der Jude und bequem, ,, Macht sich das Leben angenehm,

oh

,, Da heißt es denn, auch unter Stöhnen, ,, An fleiß'ge Arbeit ihn gewöhnen." Hinein in's Lager! Nicht wie früher Sind Pädagogen die Erzieher, Nein, als Begabungsnachweis reichen. Jetzt Ahnenpaß, Parteiabzeichen.

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Sie schleppten hinein Dich, liebe Kusine, Dein Bild steht vor mir mit trauriger Miene. Die warme Kleidung war Dir genommen, ' nen dünnen Kittel hast Du bekommen. Geschoren die Haare, so mußtest Du wandern Im Winter zur Arbeit nach Leuna mit andern. Wie wurdest umhegt Du in glücklichen Tagen Jetzt wirst Du mit Peitschen und Ruten geschlagen! In blutigen Fetzen hängt Dir die Haut

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Steh' stramm beim Appell, denn sonst ach mir graut Und Kinderach Kinder, die hier geboren,

Die kamen gleich fort, und waren verloren. Mißhandelt ihr Männer, so ist's ein Skandal! Doch Frauen und Kinder

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- pfui Teufel noch mal!-

Die Juden sind gewiß keine Engel,

Sie haben auch ihre Fehler und Mängel.

Wo bleibt in der Haft hier die Züglung der Triebe?

Es gibt auch bei ihnen Lügner und Diebe.

Doch gegen die Taten der Nazi- Rassen

Da müssen diese Dinge verblassen.

Mit solchen, die hier sich als ,, Arier" bekennen,

Sind sie nicht in einem Atem zu nennen.

( 1942-1944)

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