nimmt, glaube mir. Es wäre besser gewesen, ein Mensch, der so gezeich- net ist wie ich, hätte sich diesen Wunsch versagt.... Mutter aber sorgt wie immer auch noch im Gefängnis für alles und

jedes. So schrieb sie an ihre Nachbarin:

Wie ist der letzte Fliegerangriff in der Gartenstadt gewesen? Gabs viel Schaden? Bei uns, d. h. um uns, scheint der Schaden groß zu sein. Das Fenster kam herein, man schüttete die Scherben aus dem Bett und legte sich wieder hinein, und konnte so dem Feuer am Himmel zusehen, weil man doch nicht helfen konnte. Für Euch dort oben hatte ich große Sorgen. Nun haben wir ja

- der Feuertaufen genug. Von meinem Mann habe ich jetzt den zweiten Brief erhalten. Er ist in Ludwigsburg und hat wieder "Ischias . Schicken Sie ihm wenigstens einen warmen Pullover, den blauen mit Reißverschluß. Und Seifenpulver. Er wäscht selbst und hat nichts dazu. Ich selber danke noch vielmals für das Seifenpulver, das ich teilte, damit Trude auch noch was hatte. Bitte schicken Sie meinem Mann 10. Mark. In der Kommode in der zweiten Schublade sind noch 100. Mark.

Noch vor Eingang des Briefes erschien die Gestapo , um sich auch dieses Geld zu holen. In ihrem letzten Brief aber, einige Tage vorihrem Tode,

schrieb unsere Mutter in dumpfer, schrecklicher Ahnung:

Es ist so furchtbar, verlassen zu sein. Habe ich das als Kind nicht schon genug empfunden? Nun muß ichs mit 60 Jahren noch einmal erleben.... Heute in 4 Wochen ist Weihnachten. Da blutet mir jetzt schon das Herz, wenn ich an unser Kleines denke. Soll denn dem Kind auch Großmutters Schicksal beschieden sein?°

Unserer Mutter Schicksal aber war es, als Waise aufgezogen zu

werden. Am 27.November 1944 wurden Mutter, Trude und Else aus ihren Zellen

de