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nun mit Genehmigung der Gestapo und meinem ausdrücklichen Wunsch nach Grabenstetten zu meinen Hausleuten gekommen, wo es gut versorgt ist.... Doch heute geht es um mehr.... Es könnte immerhin sein, daß das Kind eines Tages auch noch die Mutter der Zeit zum Opfer bringen muß. Da möchte ich vor- sorgen. Ich bitte Euch also, wenn das Schlimmste eintreten sollte: Nehmt Euch des Kindes an, seid ihm Vater und Mutter und er- zieht es zu einem rechten Menschen. Vergeßt aber nie, unserem Kind, wenn es einmal in ein verständiges Alter gekommen ist, vom Leben und Sterben seiner Eltern zu erzählen. Bewahrt ihm von dem, was noch vorhanden ist, auf, was noch möglich. Vielleicht erfreut sich der liebe kleine Spatz mal dran.
Das von mir gesparte Geld reicht vielleicht für eine gute Berufs- und Lebensbildung.(Trude konnte nicht wissen, daß die Gestapo dieses Geld längst beschlagnahmt hatte.) Ich wünsche unserem Kind ein glücklicheres Leben, als es das meine bisher war. Möge es nie solche Schläge im Leben bekommen. Für mich war das Kind ein unsagbares Glück, insbesondere als mich die grausame Nach- richt von Walters Tod traf. Heute bereitet mir das Kind schmerz- lichen Kummer. Vielleicht wäre es besser gewesen, das Kindchen wäre mir nie geschenkt worden.... Daß mein Herz voll Bitternis ist, versteht Ihr vielleicht, vielleicht auch nicht. Bleibt gesund und wohlbehalten. Mit vielen herzlichen Grüßen
Eure Trudel.“
Auch in dem letzten Brief quälen Trude ähnliche Gedanken und Ahnungen. ‚,...Am 2. Oktober jährt sich Walters Tod zum zweiten Male. Alma, ich habe nicht gejammert und geklagt. Aber dieses immer neue Leid ist unfaßbar für einen menschlichen Verstand. Es steht mir nicht zu, hier zu klagen. Doch das Leben ist anders, als schöne
Worte es behaupten. Daß mich die Sorge um unser Kind unsagbar mit-
fremden Händen genommen wurde. Inzwischen ist mein Kleines
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