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Sollten wir ihn töten? Verräter verdienen den Tod. Aber gab es nicht Wichtigeres zu tun?

Als wir uns vom ersten Schrecken und der ersten Wut erholt hatten,

sahen wir wieder klar. Der Verräter würde seinem Schicksal nicht ent- gehen, auch wenn wir ihn jetzt nicht bestraften.(Heute sitzt er im schweizerischen Interniertenlager Basse-court und bezeichnet sich als antinazistischen Flüchtling. )

Wir vier, Else, Hermann, Karl und ich beschlossen, über die Grenze zu gehen. Mehr Menschen schienen nicht gefährdet zu sein. Doch der Verräter hatte noch andere, uns unbekannte Gegner des Nationalsozia- lismus denunziert, wie sich später erwies.

Auch unsere Flucht stand im Dienst der Sache: Die Gestapo funkte mit dem erbeuteten Funkgerät in unserem Namen falsche Nachrichten ins Ausland. Wir beschlossen daher, einzeln die Schweizer Grenze zu überschreiten. Wenigstens einem mußte die Flucht gelingen. Das war unsere letzte Pflicht.

Es gelang, dieser Provokation der Gestapo ein Ende zu machen. Vielen Männern, die zum Einsatz in Deutschland kamen, wurde so das Leben gerettet. Wir aber zahlten mit bitter schweren Opfern:

Meiner Braut, Else Himmelheber , die darauf bestanden hatte, allein die Grenze zu passieren, mißlang die Flucht. Sie kehrte zurück, tauchte unter und wurde einige Zeit später verhaftet.

Mein Bruder Hermann wurde bei der Anfahrt zur Grenze verhaftet, doch wieder entlassen. Er kehrte zurück, tauchte unter und wurde nach einigen Monaten in völlig erschöpftem Zustand verhaftet: seine Pistole hatte im entscheidenden Augenblick versagt.

Unser Freund Karl Stäbler wurde beim ersten Versuch, die Grenze zu überschreiten, in eine Schießerei verwickelt. Auch der zweite Versuch endete mit einem Feuergefecht. Er selbst erhielt einen Oberschenkel- schuß, schleppte sich ins Land zurück, heilte seine Verletzung ohne ärztliche Hilfe aus und lebte ein Jahr lang untergetaucht. Zum Schluß

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