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Lagerleitung war fürsorglich darauf bedacht, möglichst viele von ihnen umzubringen. Sie erhielten eine noch geringere Essen- ration als wir und mußten die schwersten und dreckigsten Arbeiten verrichten. Es verging kaum ein Tag, an dem nicht einige Juden erschlagen oder erschossen wurden.
Das waren die fünf großen Häftlingsgruppen, und die K.-Z.- Lagerleitung war sorgfältig darauf bedacht, eine Gruppe gegen die andere auszuspielen und künstlichen Haß unter den Gruppen zu erzeugen. In diesem Zusammenhange möchte ich noch eine Splittergruppe erwähnen, die ein hoffnungsloses Dasein führte. Es war dies die Klasse der„Blöden“. Viele Häftlinge waren durch die unmenschliche Bebandlung verrückt geworden und be- kamen eine weiße Armbinde, auf der in Antiquabuchstaben das Wort„Blöd“ zu lesen war. Die SS und die Vorarbeiter, die grünen„Capos“, prügelten die Blöden bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit so lange, bis sie ins Krematorium nach Weimar ge- schafft wurden.
Nachdem genügend Baracken für die Häftlinge gebaut wor- den waren, wurden alle Gefangenen in Blocks zusammengefaßt. In der Regel zählte ein Block etwa 300 Mann. Jeder Block hatte einen Blockältesten, einen Blockschreiber und dazu noch zwei bis drei Gehilfen. Der Blockälteste war für die Sauberkeit des Wohnblocks verantwortlich. Im Schlafsaal, wo dreistöckige Bet- ten standen, mußten die Betten so genau gebaut werden, wie von keinem aktiven Soldaten in der Friedenszeit. Die alten Häftlinge von 60 Jahren und noch mehr konnten das meist nicht und wurden deshalb vom Blockältesten geprügelt und nicht selten erschlagen. Ihre Leichen wurden kurzerhand in die großen Abortgruben des Lagers geworfen, nach einigen Tagen wieder herausgezogen und ans Tor geschafft mit dem Bemerken, daß ein Unfall vorliege. Dies geschah im Einvernehmen mit dem SS-Blockscharführer, und kein Hahn krähte nach dem Erschla- genen. Es kam aber auch vor, daß die Lagerleitung mit den Blockältesten unzufrieden war. Dann mußten alle Blockältesten über den Bock gehen, d. h. sie bekamen 25 Schläge mit der Stahlpeitsche.