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Klasse und waren bei den anderen Häftlingen wegen ihrer Stand- haftigkeit sehr beliebt. Da sie Hitler als den Antichrist und das„Böse Tier‘ aus der Geheimen Offenbarung Johannis be- zeichneten, wurden sie aufs Grausamste verfolgt und mißhan- delt. Der Lagerführer, Sturmbannführer Koch, ersann oft genug zusätzliche Schikanen und Foltermethoden gegen sie. Nicht viel anders erging es den vielen katholischen Geistlichen und den protestantischen Pastoren von der Bekenntniskirche. Mit den religiös Verfolgten sptang man schärfer um als mit Kommu- nisten und Demokraten.
Eine recht traurige Rolle hatten auch die Schwarzen im Lager zu spielen. Sie trugen einen schwarzen Winkel und wurden von der Lagerführung„Reichsarbeitsscheue” genannt. Diese Be- zeichnung traf für den betreffenden Häftling sehr selten zu, denn in Wirklichkeit waren es Politische. Ihr Verbrechen be- stand darin, daß sie gegen den Hitlerstaat irgendwo geschimpft oder eine ihnen zugewiesene Arbeit abgelehnt hatten oder mit irgendeinem Nazibonzen in Konflikt‘ geraten waren. Ganz selten kam es vor, daß sich ein wirklich Arbeitsscheuer unter ihnen befand. Von den Grünen wurden sie besonders schwer miß- handelt, und Hunderte wurden mit dem Knüppel wie räudige Hunde bei der Arbeit oder am Abend im Block erschlagen. Die Roten dünkten sich als etwas Besseres, und erst im Laufe von einigen Wochen erkannten sie, daß die Bezeichnung„Reichs- arbeitsscheue‘‘ nur ein aufgelegter Nazischwindel war. Neben der Schutzhaft hatte man noch eine sogenannte Vorbeugungs- haft erfunden. In Berlin verhängte das Reichskriminalamt gegen unbequeme Personen eine Vorbeugungshaft, und diese Menschen wanderten dann ins K.-Z. Die Wirklichkeit sah aber so aus, daß die betreffenden Unglücklihen noch nie mit dem Gesetz in irgendeiner Form in Konflikt geraten waren. Eine solche Haft und ihre Begründung konnte nur das Dritte Reich erfinden. Neben zahlreichen Ariern trugen namentlich sehr viele Juden diesen schwarzen Winkel. Die Juden hatten es aber von allen Häftlingen am schwersten. Zusätzlih zu K.-Z.-Nummer und Winkel trugen sie in gelber Farbe den Davidsstern, und die