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Rot bedeutete politisch und besagte, daß der Häftling wegen Politik ins K.-Z. gesteckt wurde. Lila trugen dieBibelforscher, grün dieBerufsverbrecher, schwarz die sogenanntenReichs- arbeitsscheuen, und einen gelben Davidsstern trugen die Juden, in dem dann der entsprechende rote, schwarze oder grüne Win- kel war. Die Politischen spielten im Lager eine besondere Rolle. Nicht alle waren Politiker, die diesen Winkel trugen. Es gab auch Menschen darunter, die beim Nazi-Regime etwas geworden waren und dann fallen gelassen wurden. Eine gefährliche Klasse waren die Grünbewinkelten oder kurz dieGrünen genannt. Es waren dies Berufsverbrecher mit meist langjährigen Zucht- hausstrafen, und die die SS zu ihren Handlangern machte. Die Grünen waren genau solche Bluthunde wie die SS -Henker und vollkommen willfährige Werkzeuge in den Händen der Lager- leitung. Sie bekamen leitende Posten und peinigten die anderen Häftlinge bis aufs Blut. Wir waren im Lager nun über sechs- tausend Mann. Es waren viele Posten als Vorarbeiter, Block- älteste, Schreiber und in der Küche zu besetzen. Jeder Vor- arbeiter hatte mehrere Hilfsvorarbeiter, jeder Blockälteste einige Gehilfen, so daß einige hundert von diesen Verbrechern mit Hilfe der SS in führende Stellungen kamen. Die Vorarbeiter wurden Capos genannt und waren meist ganz besonders brutale Menschen, welche den ganzen Tag unbarmherzig den Knüppel schwangen und ohne Gewissensbisse Mord um Mord unter den Augen der SS begingen. Etwa drei Viertel aller Posten nahmen die Grünen ein, und nur den Rest konnten die Roten, Lilas und die Schwarzen unter sich teilen. Die Grünen wurden im Lager genau so gehaßt wie die SS. Es konnte ja auch nur ein Verbrecherstaat wie das Dritte Reich unschuldige Menschen wegen ihrer politischen oder religiösen Gesinnung von Berufs- verbrechern peinigen lassen. Die dritte Kategorie waren die Bibelforscher mit dem Lilawinkel. Diese wurden von der SS am meisten gehaßt, am schärfsten verfolgt, und ganz selten brachte es einer von ihnen zum Vorarbeiter oder Blockältesten. Der Lagerführer ließ seine Wut oft genug an diesen Unglück- lichen aus. Sie aber hielten treu zusammen wie keine andere