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stadt, in der ich vor Jahren als junger Gymnasiast so gerne geweilt hatte. Wir wurden in die Bahnunterführung gebracht, wo wir in fünf Gliedern mit dem Gesicht zur Wand Aufstellung nehmen mußten. In dieser Bahnunterführung sah uns nicht mehr die breite Öffentlichkeit wie oben auf den Bahnsteigen zu, und die Kolbenschläge und Peitschenhiebe wurden nun reich- licher ausgeteilt. Fußtritte und Bajonettstiche gab es als Zu- gabe, und viele von uns bluteten aus klaffenden Kopfwunden oder hatten die Zähne eingeschlagen. Wie wilde Raubtiere raste die SS um uns herum.

Vor der Bahnunterführung waren Lastkraftwagen aufge- fahren, die aber nicht offen, sondern alle mit Planen verdeckt waren. Diese mußten rasch bestiegen werden, und wer nicht schnell genug auf den Wagen klettern konnte, und das waren meist die älteren Männner, erwischte wiederum Kolbenschläge oder Peitschenhiebe. Als der Wagen anfuhr, mußten wir alle unsere Kopfbedeckung vor das Gesicht halten und nach unten zu Boden schauen. An dem Motorengeräusch merkte ich, daß es

bergauf ging, und nach einer knappen Viertelstunde hielten die.

Wagen. Wir stiegen aus und waren nun im K.-Z. Buchenwald .

Marterstätte Buchenwald.

Gleich einer Herde verängstigter Tiere, die von rohen Trei- bern zur Schlachtbank geführt wird, wurden wir auf der Lager- straße, an den Verwaltungsgebäuden der SS, zusammengetrieben. Es mußte jeder Gang im Laufschritt zurückgelegt werden, und ein Kamerad, der nicht schnell genug laufen konnte, wurde er- schossen. Wir hatten also schon ein Todesopfer, bevor wir im eigentlichen Lager angekommen waren. Immer neue Last- autos brachten Verhaftete an, und später habe ich erfahren, daß an diesem und dem folgenden Tage Sonderzüge aus allen Teilen Deutschlands etwa 2600 Mann nach Buchenwald gebracht hatten. Wir standen in Reih und Glied auf der betonierten Lagerstraße vor dem eigentlichen Eingang zum K.-Z., und ich sah, wie