der Vater mit 70, die Mutter mit 69 Jahren. Vom Bruder wußte er nichts mehr. Er selbst war zuerst in 2 holländischen, dann in 4 ver- schiedenen deutschen Lagern gewesen, bis er nach Mauthausen kam Ich fragte ihn:Wie konnten Sie das so lange aushalten? Er ant- wortete:Der Mensch ist stärker als das Pferd. Er war eben im besten Mannesalter und sehr gesund gewesen. Gewesen! Jetzt war er es nicht mehr. Beim Schlagen hatten sie ihm die Lunge und vielleicht auch andere Organe beschädigt. Er war hier bei einem deutschen Arzt gewesen, der ihm eine lange Liste von Arzneien verschrieb. Die hatte er bereits alle in der Tasche. Da er schwer atmete, rückte ich ihm einen Sessel hin. Er sagte stockend:

Ich gebe nichts darauf, daß ich gelitten habe. Ich bin froh, daß ich gelitten habe. Jetzt weiß ich, was GOTT für mich gelitten hat

am Kreuz.

Ich habe Vater und Mutter verloren. Madhıt nichts. Gott wollte ihre Marter nicht länger ansehen, Jetzt sind sie oben. Dabei verklärten sich seine Züge und er schaute zum Himmel hinauf.

Ich bin krank, meine Lunge ist kaput. Sie haben mich geschlagen. Macht nichts. Gott liebt mich. Er war immer bei mir. Er wird immer bei mir sein.

Da fragte ich ihn, ob er verheiratet sei, weil ich dachte: nun kommt der arme Mann krank heim. Er sagte:

Ja. Ich habe eine Frau und zwei Kinder. Das Jüngste habe ich noch gar nicht gesehen. Das Jüngste habe ich noch gar nicht gesehen. Das sagte er zweimal.Jetzt hoffe ich, daß ih meine Frau und meine Kinder wiederfinde.

Jetzt wünsche ich nur, daß man die, welche uns gestraft haben, nicht wieder strafe. Das muß man GOTT überlassen.

Das muß man GOTT überlassen, sagte er noch einmal und schaute mich fragend an, als wollte er sagen:Das ist doch auch ihre Ansicht? Selbstverständlih muß die irdische Gerechtigkeit auch ihres Amtes walten. Aber das letzte Wort hat Gott ..

Ich sagte nichts. Ich fragte nur:Darf ich das nicht gleich nieder- schreiben. Denn so etwas Grandioses habe ich noch nie in meinem Leben gehört. Und er fügte noch bei:

Und ich wünsche, daß alle meine Kameraden und Kameradinnen so wünschen wie ich.

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