meines morgen in den deinigen. Zwischen den deutschen Aufsehern dieses Regimes ist aber sehr wenig Freundschaft. Und das kann auch nicht anders sein. Es umgibt sie eine Atmosphäre der Zuträgerei; einer verfolgt und verrät den anderen, es ist jeder selbst auf der Hut vor dem, den er offiziell ,, Kamerad" nennt; und die besten unter ihnen, die ohne Gefährten nicht sein wollen und können, suchen ihn wieder in den Zellen.
-
Lange haben wir ihre Namen nicht gekannt. Es lag nichts daran. Wir bezeichneten sie unter uns mit Spitznamen, die sie von uns oder schon von unseren Vorgängern erhalten hatten und die sich dann in der Zelle vererbten. Mancher hat so viele Spitznamen, wie es Zellen gibt; das ist der Durchschnittstyp, weder Fisch noch Fleisch; hier hat er mehr Essen ausgegeben, daneben hat er einem ins Gesicht geschlagen, es sind nur Sekunden des Verkehrs mit den Häftlingen, die sich aber auf die Dauer ins Gedächtnis der Zelle einprägen und eine einseitige Vorstellung und auch einen einseitigen Spitznamen schaffen. Manchmal aber ist der Spitzname in den Zellen gemeinsam. Das ist bei jenen, deren Charakter geformter ist. So oder so. Im Guten oder im Bösen.
Sieh dir diese Typen an! Sieh dir diese Figuren an! Das ist ja nicht nur so etwas Zusammengetriebenes. Das ist ein Stück der politischen Armee des Nazismus. Ausgesuchte Leute.
Säulen des Regimes. Stützen seiner Gesellschaft...
,, Der Samariter"
Groß, dick, mit Tenorstimme: ,, SS- Reservist" Rheuß, Schuldiener aus Köln am Rhein . Wie alle deutschen Schuldiener hat er einen Kurs für Erste Hilfe absolviert und vertritt manchmal den Gefängnis- Feldscher. Er war der erste, mit dem ich hier in Berührung kam. Er schleifte mich in die Zelle, legte mich auf den Strohsack, behandelte die Wunden, legte die ersten Verbände an. Vielleicht hat er wirklich geholfen, mein Leben zu retten. Was hat sich da gezeigt: der Mensch? oder der Samariterkurs? Ich weiß es nicht. Aber es war ganz sicher der Nazismus, der sich in ihm zeigte, als er verhafteten Juden
76


