die der gesamten Situation entsprechend aussehen und regel- mäßig mit den Worten enden:

__ Wenn du bis morgen nicht vernünftiger wirst, wirst du erschossen.

Es ist nichts Erschreckendes mehr darin. Abend für Abend hörst du unten am Gang das Aufrufen der Namen. Fünfzig, hundert, zweihundert Menschen, die nach einer Weile gefesselt wie Schlachtvieh auf Lastautos geladen und nach Kobylisy zur Massenhinrichtung gefahren werden. Ihre Schuld? Vor allem die, daß sie keine Schuld haben. Sie sind verhaftet worden, sie hängen mit keinem großen Fall zusammen, man braucht sie zu keiner Untersuchung, also eignen sie sich zum Tod. Ein sati- risches Gedichtchen, das ein Genosse neun anderen vorgelesen hatte, führte zu ihrer Verhaftung zwei Monate vor dem Atten- tat. Jetzt werden sie zur Hinrichtung geführt wegen Gut- heißung des Attentats. Vor einem halben Jahr wurde eine Frau unter dem Verdacht verhaftet, illegale Flugblätter ver- breitet zu haben. Sie bekemnt sich nicht dazu. Jetzt verhaften sie also ihre Schwestern und ihre Brüder und die Männer ihrer Schwestern und die Frauen ihrer Brüder und richten sie alle hin, denn die Ausrottung ganzer Familien ist die Losung dieses Standrechtes. Ein Postbediensteter, irrtümlich verhaftet, steht unten an der Wand undwartet, bis er entlassen wird. Er hört seinen Namen und meldet sich. Sie reihen ihn in eine Kolonne zum Tode Verurteilter, führen ihn ab, erschießen ihn, und erst am nächsten Tag wird festgestellt, daß es nur eine Namens- gleichheit war, daß ein anderer gleichen Namens hingerichtet werden sollte, Sie erschießen also noch den, und alles ist in Ordnung. Genau die Personalien der Leute festzustellen, denen ‚das Leben genommen wird wer würde sich damit aufhalten! Und ist es nicht überflüssig, wenn es darum geht, dem ganzen Volk das Leben zu nehmen?

Ich komme spät abends von der Vernehmung zurück. Unten an der Wand steht Vlad. Vanöura mit einem kleinen Bündel seiner Sachen zu Füßen. Ich weiß gut, was das bedeutet. Auch er weiß es. Wir drücken uns die Hände. Ich sehe ihn noch von oben vom Gang, wie er dort steht, mit leicht geneigtem Kopf

Zi