Zweites Kapitel STERBEN
„Wenn Sonnenstrahl und Sternenschein
gehn zur Ruh, gehn zur Ruh...“
Zwei Männer mit nach unten gefalteten Händen gehen mit schweren, langsamen Schritten hintereinander im Grabgewölbe im Kreis und singen mit langgezogener Stimme ein trauriges Kirchenlied.
‚.... dann steigt empor die Seele mein
dem Himmel zu, dem Himmel zu...”
Irgend jemand ist gestorben. Wer? Ich versuche, den Kopf umzudrehen. Vielleicht erblicke ich einen Sarg mit einem Ver- storbenen und die zwei aufgerichteten Zeigefinger der Leuch- ter an seinem Haupt.
ır... Wo keine Nacht uns mehr bedroht,
wo ewig Glanz und Morgenrot....“
Es ist mir gelungen, die Augen zu heben. Niemand anderen sehe ich. Niemand ist hier— nur die zwei und ich. Wem singen sie da ein Grablied?
„...'ein Stern in aller Zukunft loht,
Heiland du, Heiland du.”
Es ist ein Begräbnis. Es ist ganz sicher ein Begräbnis. Und wen begraben sie da? Wer ist da? Nur die beiden und ich. Und ich! Ist das vielleicht mein Begräbnis? Aber, hört doch, Leute, das ist ein Mißverständnis! Ich bin doch nicht tot. Ich
lebe doch. Ihr seht ja, daß ich auf euch schaue und mit euch spreche. Hört auf!
Begrabt mich nicht! „Wenn Abschied fordert das Geschick zur ewigen Ruh, zur ewigen Ruh...” Sie hören nicht. Sind sie taub? Spreche ich nicht laut genug? Oder bin ich vielleicht wirklich tot und sie können
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