-
526
dienen hat, fest davon überzeugt ist, daß ein Nichtbeamter niemals das gleiche zuwege brächte, sondern unweigerlich zehn volle Dienstjahre hierzu gehören, und das Vaterland zugrunde ginge, wenn er das Kurbelchen aus der Hand gäbe...."
66
Um so besser traf Bert es aber hinsichtlich seiner Beschäftigung. Er kam in die sogenannte, Arbeitsbaracke der Anstalt, wo allerhand Tätigkeiten verrichtet wurden und zwar dort in die Schreibstube, woselbst fünf Häftlinge um einen großen Tisch herumsaßen und Adressen auf Briefumschläge für einen Lotterie- Einnehmer zu schreiben hatten.
-
Ein solcher Dienst war auszuhalten, zumal einer der Schreiber, ein winzig kleiner, pfiffiger Apotheker, der unterhaltsamste Kamerad war, den man sich wünschen konnte. Er sah dem Zwerg Nase im Märchen zum Verwechseln ähnlich fand Bert und huldigte dem gesunden Grundsatze: ,, Laẞt mich mit der Arbeit zufrieden, damit vertrödelt man nur seine beste Zeit!"
-
Statt Adressen zu kritzeln, hielt er ein Zeitungsblatt in der Hand und rief aus: ,, Man kann wirklich nur noch die Todesanzeigen lesen, sie sind das einzig Wahre, was in dem gesamten Blatt steht.... Aber wenn ich hier lese, in stolzer Trauer'- dann habe ich schon genug! Zwei Begriffe, die sich ausschließen, sind doch darin enthalten: denn entweder bin ich stolz, dann kann bei mir von Betrübnis keine Rede sein oder ich bin von Trauer erfüllt, statt von überspanntem, naturwidrigem Geltungsdrang, dann bin ich bestimmt alles andere als stolz... solch krampfhafter Patriotismus wirkt viel verlogener als der übertriebenste Pessimismus! Und dann denke ich an Börries von Münchhausen, der ganz richtig sagte:, Nennt einen nur anständigen Kerl nicht gleich einen Helden, wenn er einfach seine Pflicht erfüllt gegen Herd und Heimat und oft nur dem Gesetz gehorcht. Helden sind ganz etwas anderes....
«
Er blätterte weiter und lachte gleich darauf hell auf: ,, Seht ihr, das gefällt mir! Hier steht: Unser viertes Kind, unser dritter Junge, unser zweites Kriegskind