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Arme. Was jene Tage für sie bedeutet hatten, wird er jetzt erst inne... Eine Zeitlang sprechen sie so, eng umschlungen, leise weiter. Ab und zu nur unterbricht ihn ein spontaner Ausdruck der Freude des lächelnden Schreckens oder ein paar hingemurmelte Worte stillen Bedauerns.
Er berichtet zu Ende, als sie ihren Tee eingenommen haben. Da fragt sie zögernd, als dürfe sie seinen Nerven noch nicht viel zutrauen: ,, Und wenn das Ganze irgendwie miẞglückt wäre, was hättest du getan, Bertie?"
,, Lieber Gott, da hätte es nicht viel zu überlegen gegeben," erwidert er in herbem Tone. ,, Denn entweder wäre es mein Ende durch eine Kugel gewesen oder ich wäre entschlossen gewesen, mir selbst die Pforte aufzutun, hinter der alle irdischen Wünsche schweigen... glaube mir: man ist im Kz nicht nur hart gegen andere geworden, was bedauerlich ist, sondern auch viel härter gegen sich selbst, was zu begrüßen ist... das Leben dort Arm in Arm mit dem lauernden Tod bringt das mit sich...."
Unwillkürlich ist er blaß geworden im Gedenken an die dahingegangenen Stunden. Seine grauen Augen blitzen. Aus seiner Tabakdose holt er eine Pastille in der Größe einer Aspirintablette hervor, in Seidenpapier eingewickelt und zeigt sie Iřina.
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,, Schau die hätte mich von aller späteren Grausamkeit befreit. Ich habe sie vom Capo unseres Reviers im Tausch gegen eine Taschenuhr japanischen Fabrikats, wie sie im Kz zu kaufen waren, eingetauscht. Die Tablette bekamen hoffnungslose Fälle, deren Bett rascher frei werden sollte, eingegeben, stets mit schmerzlosem Erfolg in wenigen Stunden.... Du siehst, welch merkwürdigen Tauschverkehr wir im Lager trotz aller Verbote gepflogen haben allerdings hättest Du dann den Weg zur Totenkammer nochmals antreten müssen!"
Sie schauert zusammen und klammert sich unwillkürlich an ihn, so daß er sie sogleich beruhigt: ,, Aber lassen wir das Mögliche beiseite und halten wir uns an


