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Wucht aus ihrem Hieb herauszuholen.... Mit anderen Worten: zwei menschliche Büffel im Lausbubenalter schlugen wie Berserker auf einen verwachsenen Greis ein, dessen Körper kaum mehr als ein dürftiges Gerippe

war..

Dabei funkelten die Augen Aumeyers begehrlich auf, als delektiere er sich an einer Köstlichkeit. Er trat nervös von einem Bein aufs andere, zappelte, juckte sich und tat ganz wie ein Berauschter.... Inzwischen schnitten die Hiebe mit pfeifendem Laut durch die Luft und fielen mit äußerster Vehemenz auf das bißchen Sitzfleisch des Gebundenen nieder, hallend mit einem Klatschen, das den unfreiwilligen Zeugen ins Mark schnitt. Das mutige Männchen aber stieß keinen Laut aus.

,, Zählen!" schrie der Rapportführer ihm zu. Zwi­schen den Zähnen gezischelt kam aus dem Munde des Gequälten: ,, Drei!" und weiter ging es.... Bert legte es sich dabei frostkalt wie ein Eispanzer um die Brust. Wo blieb hier jenes kühle Achselzucken über den Schmerz des anderen, das unser Leben in der Freiheit kenn­zeichnet? Ein gepreßtes ,, Vier" und ,, Fünf" folgten.

Vom sechsten Schlage ab waren die Laute, die aus dem Munde des Armen kamen, gebrochen, zerborsten und halb verwischt vor Schmerz, um schließlich dem Ende zu nur noch ein unverständliches Heulen zu

bilden.

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Endlich- endlich war die Zehn erreicht. Die bru­talen Fäuste ließen den Verwachsenen los. Der alberne Lagerarzt trat der Form halber an ihn heran und besah sich das angeschwollene Gesäß; mit einem linkischen Lächeln trat er, ohne etwas zu bemerken, gleich wieder zurück. Bert verspürte den kaum widerstehbaren Drang, sich auf ihn zu stürzen und ihn zu ohrfeigen... aus war es. Die eigentlich vorgeschriebene stramme Meldung: , Häftling soundso, Nummer soundsoviel, vom Straf­vollzug zurück!' diese allerletzte Erniedrigung, die ein satanischer Sadismus gegen die eigenen Landsleute sich ausgedacht hat, erließ ihm Aumeyer. Ihm sah man an, daß der gehabte Genuß ihm genügte.