146­

Flüchtig drehte er sich zu Bert um. Dabei sprüh­ten seine Augen förmlich vor glühendem Haß, während er den Gefährten mit langem Blicke maẞ und mit feindlicher Kälte über die Schulter hinweg zu ihm flüsterte:

,, Ihr Scheiẞkerle! Von euch Politischen hatte ich gehofft, ihr werdet hier Wandel schaffen; denn ihr könntet's doch, ihr habt doch eigentlich nischt getan- aber gar nischt tut ihr, Angst habt ihr mehr noch als wir, ihr Scheiẞkerle, pfui!" Sein Aussehen war dabei das eines Mannes, dessen Körper durch das beständige Ar­beiten eines ruhelosen und düsteren Geistes aufgerieben worden ist.....

Zu einer Erwiderung kam Bert nicht mehr. Die Liste der Delinquenten wurde inzwischen komplett, es waren ihrer ausnahmsweise nur sechs.... ,, Hinein mit euch!' brüllte der Rapportführer. Aumeyer und der schüch­terne Lagerarzt folgten langsam.

Drinnen im Tagesraum des Blocks standen die langen Tische umher, wie sonst auch. Nur war schon eine An­zahl Scharführer versammelt und im Begriff, sich ihrer Röcke und Hosenträger zu entledigen. Es waren die Peitscher. Sie gingen ab und zu, lachend wie vor einem Tanzvergnügen, einzelne suchten sich schon unter den daumendicken Stöcken diejenigen aus, die ihnen gut in der Hand lagen.

Währenddessen mußten die Häftlinge an der Wand vor den üblichen Spinden sich aufstellen und die Hosen aufknöpfen, sowie von den Trägern ablösen. Der vier­schrötige Rapportführer musterte sie mit einem Blick wie der Feinschmecker die Auster, bevor er sie ver­schluckt... jetzt sah er den Lagerleiter durch den Vor­raum kommen und schrie, selbst Haltung annehmend: ,, Achtung! Sechs Häftlinge zum Strafvollzug ange­

treten....

"

Aumeyer winkte ihm ab und ergriff die ominöse Liste, von der er mit seiner krähenden Stimme, etwas vibrie­rend vor Erregung, ablas: ,, Nimmersatt, Ferdinand, ge­boren am 1. Februar 1885, Vorbeugungshäftling- fünf