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Herz. Er wollte ihr nachstürzen, ungeachtet der Ge­fahr.... Da packte ihn zum Glück der Capo und hielt ihn zurück. Die Meldung mußte ja noch geschrieben werden. Bert gab seinen Block, seinen Namen, seine Nummer und Geburtsdatum an, ohne zu empfinden, was Statz von ihm wollte. Der Capo schüttelte den spitznasigen Kopf er begriff den anderen nicht, der doch zu den Gebildeten zu gehören schien... eine solche Meldung, wie diese hier, falls sie der Posten nicht später noch zerriẞ aber so sah der nicht aus!- möchte er nicht über seine eigne Person ausgestellt wissen!

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Was scherte das im Augenblick den Betroffenen? Er war ja so liebearm geworden in all diesen Tagen und Nächten, daß er nun völlig von Sinnen war. Die Tränen rollten ihm die beschmutzten Wangen entlang-- und doch: ein unendlich froher Stolz durchzog seine Brust.... Nun wußte er ja, daß sie ihn liebte und sich für ihn opferte, aller Gefahren und Mühsalen spottend; ein Mensch, der sich nicht Halt gebieten läßt, wenn es gilt, den Seinen beizustehn... wo bleiben gegen solche Gewißheit die Schrecken des Lagers? Ach ,, man sollte den Boden küssen, den ihr Fuß betreten hat', wie Heinrich Heine einst über seine Mutter schrieb.

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Schließlich hob aber der Capo Statz die vereinsamte Schaufel Berts auf und reichte sie ihm, um endlich zu seinen Steinmetzen zurückkehren zu können.... ,, Da nimm sie dir wieder, du Troddel", brummte er gut­mütig. ,, Schaufle nun weiter, aber vernünftig, damit wir a'mal a' Ruah ha'm!"

VERSUCHUNGEN.

Der Mensch, den Statz mit diesen Worten verließ, glich mit keiner Faser mehr dem gleichen zu Beginn des Arbeitstages. Denn es erging Bert, als trüge er eine Glasglocke über dem Haupt, einem Taucher gleich. Der Kopf schmerzte ihn stechend, die Beine zitterten, als ob sie ihn nicht mehr tragen wollten. Mechanisch