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ΙΟΙ

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mußten bei ihrem Aufruf wie von der Tarantel gestochen herbeistürzen und sich hintereinander vor dem Rapport­führer anreihen. Wer nicht wie der Blitz hervorkam, wurde nochmals zurückgeschickt und mußte, auch wenn er ein alter, schwächlicher Krüppel war, mit aller Ge­schwindigkeit heraneilen.

Die neuen, Roten' verfolgten nun mit großen Augen, was sich da abspielen würde. Die Aufgerufenen standen stramm angetreten in der Mitte des Platzes, der Rapport­führer sah den Lagerleiter an- und der kleine Aumeyer reckte sich auf den Fußspitzen, um dabei zu krähen: ,, Fischer ein Lied!"

Aus einem der grünen Blocks eilte ein schlanker, intelligent aussehender Häftling herbei, der nicht zu den Steinbrüchlern gehört hatte, bestieg eine kurze Leiter neben dem Fahnenmast und zog aus seinem Hosen­bein einen schwarzen Taktstock hervor... tatsächlich einen wohlbestallten, fehlerlosen Taktstock. Die Augen der Neuen wurden immer größer, obwohl unter ihnen ja ebenfalls alte Lagerfüchse waren.

Mit dem Taktstock in der Rechten gab Fischer die Anfangstöne eines der Lieder an, die in Flossenbürg scheinbar im Umlauf waren, fast durchwegs Bänkel­sängereien, wie sie wohl Küchenmädchen beim Geschirr­abtrocknen trällern mögen. Auf sein Kommando sang nun alles das, schöne' Lied von der, Lola' mit dem viel­verheißenden Anfang:

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, In des Ga- artens- dunkler Lau- aube saß ein Jäger- Hand in Hand,

saß ein Jäger- mit seiner Lola,

bis der Mond am- Himmel stand....

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Jedes musikalische Gefühl drehte sich um bei der Melodie zu solch verführerischem Text. Trumpf dabei war, das Liedlein so abgehackt wie nur möglich zum Vortrag zu bringen... man nannte das, zackig'. Wehe, wenn es nicht zackig genug herauskam! Dann wurde bis zur Erschöpfung fortgesungen.

Den Dachauern war die, Lola' so ziemlich neu. Des­halb sangen sie nur zögernd und schleppend mit....