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Gottes Kinder sind, eines gemeinsamen Vaters im Him­mel, wie es sein soll, wo soll da noch Platz sein für einen Krieg?"

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Natürlich verfingen solche Worte bei Franzl nicht weiter; denn wer ohne innere Not ist, ist meistens auch ohne Gott in der Jugend erst recht. Er flüchtete sich daher in den Ausweg zu sagen: ,, Tja, weißt du, die Menschheit trägt halt ihr Martyrium auf die mannigfal­tigste Weise, das war schon immer so!, Nahezu alle menschlichen Einrichtungen sind Altäre, an denen täglich Opfer gebracht werden', lehrt uns Rabindranath Tagore ."

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,, Ach", weist ihn der Bibelforscher sanft zurecht. , Rede nicht an der Sache vorbei: denn entweder es gibt keinen Gott, dann ist das Töten erlaubt. Oder es gibt einen Gott, dann ist es keinesfalls erlaubt... doch wird dir die Stelle aus Maxim Gorkis , Nachtasyl be­kannt sein, wo der Pilger Luka dem Frager erwidert: , Die Wahrheit, mein' ich, könnte dich zermalmen'!"

Es ist so, dachte sich Bert und wandte sich nun nach rechts. Dort flüsterten Stillfried und Eichmüller mit­einander. Als erklärter Kommunist sang der Nürn­berger natürlich das Lob der Sowjetunion . Stillfried schränkte ihn absichtlich ein mit den Worten: ,, Darüber lieber Freund, wissen wir alle zu wenig. Der eine hebt sie in den Himmel, der andere verweist sie in die Hölle... seien wir zufrieden, wenn sie von beiden etwas hat.

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Leo ereiferte sich. ,, Lenin soll gesagt haben:, Frei­heit ist nur eine bürgerliche Erfindung. Echter Sozialis­mus ist vor allen Dingen Entsagung!""

Ruhig gibt ihm Stillfried zu bedenken: ,, Erzwungene Frondienste aller Art lassen sich sehr bequem und billig aus der Idee eines Gemeinwesens und erdichteter Volks­souveränität beschönigen und rechtfertigen, habe ich schon längst bei Haller gelesen!"

,, Aber niemals fiel es doch deutlicher ins Auge als heute, meine ich, welches die Grenzen jedes politischen Strebens sein müssen, wenn nicht der Staat darüber ver­bluten will also hat der Bolschewismus recht!"

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,, Nun, ich fürchte aber, daß er wie das Nazitum