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zwei Herren an seinen Tisch und bestellten zu essen und zu trinken, was nur die Karte aufwies. Es war ja noch Friedenszeit.... Bert fiel an ihrem Aussehen das kurze Kopfhaar auf, das wie ein geschorenes Karnickelfell über dem Schädel lag- und stärker noch ihr Gehabe; denn sie lächelten sich verstohlen zu, als sie Eierspeisen und Gebratenes mit einer Miene verzehrten, als spende man ihnen ein Göttermahl....
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Da vermutete Bert, daß seine beiden Tischnachbarn irgendeiner Haft entronnen sein möchten- und weil der Wein sie ohnehin gesprächig gemacht hatte, sagte er es ihnen auf den Kopf zu, freilich auf höflichste Manier. Ohne jede Scheu gaben beide Herren seine Vermutung zu: sie seien eben erst nach langem Mühen und vieler Plage freigekommen, und zwar aus dem Lager Flossenbürg , wohin sie überhaupt nicht gehört hätten. Denn es wäre bei beiden ein Flüchtigkeitsfehler der Gestapo - der so etwas ja nicht viel ausmache vorgekommen, eine Namens- und Identitätsverwechslung, was aber trotz sofortiger Proteste nicht verhindert habe, daß sie eben ins Kz verschleppt worden waren- ein Skandal sondergleichen für das 20. Jahrhundert! Dort im Lager wäre ihnen nun, da sie keine Ruhe gegeben hätten, wie man sich denken kann, solange der Hintern auf das grimmigste verprügelt worden, dazu als Strafmaßnahme auch Kostentzug auferlegt worden, um sie der Kräfte zum Protest zu berauben, daß sie nahe am Verzweifeln gewesen wären.
Erst durch einen wahren Glückszufall, nämlich durch die Spende einer beträchtlichen Summe für SS.Zwecke, hätten die Ehefrauen beider Männer es erreicht, daß die Sache höheren Ortes nachgeprüft und endlich reguliert worden sei.... Nun seien sie frei nach länger als vier Monaten Drangsal- und da könne Bert wohl verstehen, daß ihnen dies erste Mahl im Speisewagen wie die Feier ihrer Wiedergeburt vorkäme, er möge daher entschuldigen-
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