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DER TRANSPORT.
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Kurz darauf wurde die Tür mit Krachen aufgerissen, und hinter Bacher, der verschlafen aussah, traten zwei stämmige Polizisten mit gezückten Pistolen neben den Zelleneingang und riefen: ,, Alles heraus! Unten in der Halle antreten! Aufstellung nehmen es geht los!" Niemand sträubte sich und die Pistolen verschwanden wieder. Aber noch etwas Unerwartetes trat ein, diesmal recht häßlicher Natur: die Polizisten kamen mit einem Haufen von Ketten, die Transportler zu fesseln.... Nun erhob sich unter ihnen ein Sturm der Entrüstung. Echt wienerisch besänftigten sie die Beamten:
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,, Öha- woas wollt's vo' uns stamm'n so'ne G'schichten nöt, dös kunnt's vasichert sein, Leutelns! Wir ham sowas no' nöt kennt in die dreißig Johr, die wir hie' inseren Dienst tun... aber woas hilft's Klogen? Andere Zeiten, andere Sitten! Alsdann seid's g'scheit und macht's kan Kramuri, seid's liaba stad
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Als die Ketten verteilt und angepaẞt worden waren, kam Bert mit einem schmalgebauten kleinen Manne von zähem Wuchs, dunklem Bart und schwarzem Kirchen-, anzuge zusammen an eine Kette. Im Blick des Mannes schien eine stille Melancholie vorzuherrschen, verbunden mit viel Geduld und Ergebenheit. Bert hätte wetten können, als er seinen Nachbarn betrachtete, daß es dieser stark mit religiösen Dingen zu tun habe. Denn wie ein Auferstandener, der sein eignes Grab mit Staunen und Sinnen betrachtet, so starrte das Männlein vor sich hin....
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Bis es plötzlich zu Bert aufsah und in verhaltenem, leicht scheuen Tone sagte: ,, Was murren die Leute? , Haben sie Gutes empfangen von Gott, unserem Herrn und wollen nicht auch Böses annehmen?' sagt Hiob ." Bert mußte lächeln. Also hatte er sich doch nicht groß getäuscht. Er nickte dem Manne sein Einverständnis zu und gab nach einer Weile zur Antwort: ,, Derselbe Hiob hat ja auch erkannt, daß, der Mensch, vom Weibe geboren, voller Unruhe ist und nur kurze Zeit lebet!'... oder täusche ich mich?"


