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in seinem humanen Empfinden förmlich um. Die voraus­gegangenen Plänkeleien der Diplomatie hatte er, be­fangen im Gedanken an seine Entlassung, doch zu wenig beobachtet, so sehr er im Grunde seines Denkens schon seit Jahren überzeugt war, daß die Hitlerei ausweglos zu neuen Kriegen mit der Welt führen müsse..

Den anderen um ihn erging es nicht viel besser. Die Gemütsatmosphäre, die nun über der Zelle lagerte, hatte etwas ungemein Packendes. ,, Sie haben nur zu recht", stimmte Dr. Fellner den Worten Berts zu. ,, Ich fürchte, der allgemeine Kampf wird auch jetzt wieder solange andauern, bis das gefährliche, Rot' ver den Augen und im Hirn der Menschen allmählich nachläßt; bis die schärfsten Raufer dahin sind und die allzeit fügsame Masse vor dem, rien du tout' stehen wird!"

Der Pfarrer aber mit seinem gleichsam seherischen Blicke hob den Zeigefinger warnend und rief aus: ,, Pas­sen Sie auf, meine Herren, mehr als je zuvor wird der Krieg diesmal seine Allgewalt uns aufzwingen; wird in der Luft sein, die wir atmen, im Brot, das wir essen, in jedem lauten oder verschwiegenen Worte oder Gedan­ken... und für wieviele wird die Glocke der Ewigkeit wieder einmal zu früh ertönen...?"

Aber auch ein Unentwegter meldete sich zu Worte: ,, Ach, ihr Schwarzseher, ich behaupte, daß nicht nur der Kampf der Sinn des Krieges ist, sondern auch die Wandlung der Menschen, die sich doch ohne Zweifel in seinem Verlaufe vollzieht!"

,, O ja, Sie Schlauberger", wies ihn der Sozialist zu­recht. ,, Aber ob eine Wandlung zum Besseren, das ist wohl mehr als fraglich!".

Auch der Mann mit der Jägerweste trat gegen den ersteren auf: ,, Denken Sie daran, was Englands großer Soldat, der Herzog von Wellington, einst an Lord Shaftes­bury schrieb:, Der Krieg ist ein höchst verabscheuens­wertes Ding. Hätten Sie den Krieg auch nur einen Tag lang gesehen, so würden Sie Gott bitten, daß Sie niemals einen zweiten zu sehen brauchten!'- Und Nietzsche wird recht behalten, wenn er meinte: Es wird Kriege geben,