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Thema besprechen. Auch einzelne Spaziergänger waren zu sehen, jeder in Gedanken versunken. In den Zügen des einen oder anderen spiegelte sich deutlich die Reaktion des vorherrschenden politischen Themas. Um mich herum ein Wirbel aller Sprachen des Kontinents. Es kam mir so vor, als wenn aus einem Radioapparat die Stimmen aller europäischen Sender auf einer Wellenlänge ertönten.

Aus dieser kosmopolitischen Umgebung löste sich plötzlich jemand und kam auf mich zu. Das Gesicht schien mir irgendwie bekannt, doch war ich nicht sonderlich überrascht, denn während meiner langen Lagerzeit war ich nun schon mit so vielen, vielen Kameraden zusammen gewesen, die mit mir mehr oder weniger gut bekannt wurden. Aber, der auf mich zuschritt, streckte mir zum Gruß beide Hände entgegen mit den Worten: Wie kommst Du hierher?

Jetzt erkannte ich ihn und erwiderte freudig seinen Gruß. Die Über- raschung war auf beiden Seiten gleich groß. Nach einem kurzen Frage- und Antwortspiel nahm er mich mit in seinen Block, wo er mir eine Freude bereitete. Er hatte vor einigen Tagen von seinen Lieben daheim ein Paketchen Lebensmittel erhalten, wovon leider die Hälfte infolge des langen Transportes es war sechs Wochen unterwegs verdorben war. Aber von dem wenigen, das er noch besaß, teilte er mit mir. Es waren zwei steinharte Brötchen, ein wenig Lebkuchen, eine Handvoll Nüsse und etwas Traubenzucker. Ein fürstliches Geschenk! In diesem Augenblick kam ich mir vor wie der reichste Mann der Welt. Und mein Glück, meine Freude spiegelte sich in den Augen meines Kameraden wider. Für ihn war es tatsächlich ein Opfer, denn er bekam auch nicht mehr als ich, war also genau SO ausgehungert.

Wir kannten uns von einem anderen Lager her und waren dort schon gute Kameraden. Er war Bibelforscher, einer von denen, die ihre An- schauung, auf die Wahrheiten der Bibel gestützt, in Worten und Taten verkörpern. Einer von denen, die um ihrer Anschauung willen ihr Leben lassen. Alles Unrecht, das zuerst in seinem eigenen Lande, dann in ganz Europa durch den Nationalsozialismus millionenfach an den Menschen verübt wurde, hatte er nicht stillschweigend mit ansehen können. Sein Gerechtigkeitsempfinden lehnte sich dagegen auf. Er brandmarkte die Sünde und die, die sie verübten, mit Worten klarster Vernunft. Da ihm deshalb strafrechtlich nichts angetan werden konnte, steckte man ihn ins Konzentrationslager, weil er Bibelforscher war. Denn auch Bibel- forscher sein war verboten.

Ich habe mit jenem Menschen an diesem Abend einen längeren Ge- dankenaustausch gepflegt und daraus manches Wertvolle gelernt. Auch später habe ich noch andere Kameraden seiner Art kennengelernt und mit ihnen manche kostbare, mit tiefschürfenden Gesprächen ausgefüllte Stunde verleben dürfen. Einige unter ihnen wurden mir wirkliche Freunde, und ich würde mich freuen, wenigstens den einen oder anderen im Leben noch einmal wiederzusehen.

Hierbei muß ich besonders an einen von ihnen, den Kameraden Ren& S. aus Straßburg denken, der in rührender Hilfsbereitschaft und durch-

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