Es genügte, daß man beim Grüßen die Mütze nicht schnell genug vom Kopfe brachte, um strafweise zum Malariaexperi- ment verurteilt zu werden. Der betreffende SS.ler nahm den Gefangenen mit aufs Revier und gab ihn ab mit dem lakoni- schen Befehl:„Malaria “ und der Arme war gesundheitlich rui- niert für sein ganzes Leben.
Wenn Professor Dr. Schilling wissen‘ wollte, wie Malaria mit tödlichem Ausgang verläuft, dann mußte eben ein Ge- fangener sterben und, wenn er sich noch nicht ganz klar ge- worden war, noch einer und noch einer, so viel und so lange, bis sein„Wissensdurst‘“ gestillt war. Er war ein Mann, wie ihn nur der Nationalsozialismus hervorbringen konnte. Ein „Heros“, der das Odium, ein Mörder zu sein, auf sich nahm, um der Wissenschaft zu„dienen“. Er hoffte als ein zweiter Robert Koch in die Geschichte der Wissenschaft einzugehen, nur mit dem Unterschied, daß Robert Koch Gefahr lief, von der Krankheit, der er zu Leibe ging, selbst hinweggerafft zu werden, was bei Schilling keinesfalls zu befürchten war.
Eine der bösartigsten Krankheiten der Gefangenen, die jahre- lang in Lagern untergebracht sind, ist die Phlegmone, eine Vitaminmangel-Krankheit. Die kleinste Verletzung, ja ein Wan- zenstich genügt, um diese Krankheit auszulösen, am häufigsten am Ober- und Unterschenkel.
Das Fleisch beginnt zu faulen und stinkender Eiter sondert sich ab, die Wunde wird größer und größer, oft so groß, daß der Knochen freigelegt wird. Ich habe Phlegmonen gesehen, daß mir das Grausen kam. Häufig kam noch Wasser hinzu und dann das Ende. Und diese fürchterliche Krankheit wurde auf völlig gesunde Menschen übertragen.
Man schnitt den zu Phlegmonen Verurteilten ins Fleisch und gab Eiter eines Phlegmone-Erkrankten in die Wunde, und das Unglück war fertig.
Ich bin kein Mediziner und vermag daher nicht zu berichten, was mit diesen Versuchen erreicht werden sollte. Aber das weiß ich, daß zu diesen Versuchen in der Hauptsache polnische Pfarrer verwendet wurden und daß manch einem das Bein amputiert werden mußte. Sehr viele büßten den Schurken- streich mit dem Leben.
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