Ss

e

Hören Sie! Ein Gefangener war spurlos verschwunden. Er war aufgegessen worden und die Knochen durch die Luft- schlitze der Fenster im Waggon auf das Geleise geworfen worden.

Kannibalismus im zwanzigsten Jahrhundert, Kannibalismus bei einem Kulturvolk. Kannibalismus bei uns, bei uns Deut- schen! Verflucht sei das Hakenkreuz! Ich schäme mich, daß die Schuldigen auch Deutsche sind.

Polen haben Polen , Russen Russen und Deutsche Deutsche gefressen.

Die Schuld an diesem grausigen Verbrechen trifft die, die sich vor die Mikrophone unserer deutschen Sender stellten und den Höchsten anflehten um Hilfe für ihren Sieg.

Was wäre aus uns geworden, aus Europa , aus der ganzen Welt, wenn es einen Gott gäbe, der so verblendet gewesen wäre und dieser wilden Horde der Hölle entsprungener Teu- fel den Sieg geschenkt hätte!

Menschen als Versuchskaninchen

Die unheimliche Atmosphäre im KZ. Dachau steigerte sich, als damit begonnen wurde, im Namen der Wissenschaft Ver- suchsstationen einzurichten. Es war dies eine Art Vivisektion am lebenden Menschen.

Ein Professor Dr. Schilling begann, eine Versuchsstation für Malariaforschung einzurichten.

Dieser Mann hätte zu gerne ein Serum zur Malariaschutz- impfung gefunden und kam auf die für Nazis absolut nicht absurde Idee, Schutzhaftgefangene mit Malaria zu infizieren, um aus dem Blut der Infizierten ein Serum zu gewinnen.

Entweder wurde die Infizierung direkt, durch Ansetzen der Anophelesmücke erreicht oder, wenn dies versagte, durch In- jektion. Das war dann eine totsichere Sache und schon nach kurzer Zeit schüttelte den Behandelten das Fieber.

Wer weiß, daß Malaria eine der schlimmsten Geiseln der Menschheit ist, der kann auch die ganze Größe des be- gangenen Verbrechens erkennen, das an tausenden wehrloser Gefangenen verübt wurde.

33