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Nach den ungeheuren Strapazen dieses Vormittages kam end- lich die Mittagspause, und Wagner verließ uns beim ersten Glockenschlag. Meine Kameraden, die beobachtet hatten, wie dieser blutige Sadist mit mir umgesprungen war, kamen herbei, um mich, der ich völlig erschöpft war, zu holen. Wir gingen auf die Stube, wo mir das bischen Mittagessen, das es gab, in den Magen fiel wie ein Wassertropfen in die Nebelhöhle.

In völliger Erschöpfung legte ich mich dann im Wohnraum in der Ecke auf den Fußboden, um ein wenig auszuruhen. Natürlich war das streng verboten. Aber der Stubenälteste, der meine Erschöpfung sah, duldete es und stellte vier Kame- raden als Posten auf, damit ich nicht etwa liegend überrascht wurde. Er tat es auch zu seiner eigenen Sicherheit; denn auch er hätte sich sofort in der Strafklasse befunden, wenn ich lie- gend entdeckt worden wäre.

Dort in der Ecke der Stube liegend, überdachte ich das ganze Elend meines Lebens. Und ich sann auf einen Ausweg, der mich aus dieser Qual herausführen könnte. Aber ich fand keinen. Es ist furchtbar, wenn man als Mann im Leben einer Situation gegenüber steht und keinen Weg finden kann, um sein Schicksal zu ändern. Und da faßte ich nun den verzwei- felten Entschluß, daß ich, wenn Wagner mir am Nachmittag auf die gleiche Weise begegnen würde, ihm den Gruß des Götz von Berlichingen ins Gesicht schleudern und ihn einen Hitlerhund schimpfen würde. Das würde zur Folge haben, daß er die Pistole ziehen und mir die ganze Kammer seiner Pistole in den Körper jagen würde. Das wäre dann das Ende gewesen.

Niemand wird glauben, daß, als ich zu diesem Entschluß ge- kommen war, ein ungeheueres Glücksempfinden durch meine Seele zog. Aber es war so, hatte ich doch einen Ausweg ge- funden, der aller Not ein Ende machen würde. Ich dachte nicht mehr an Frau und Kinder und den Jammer, der über sie kommen würde; sondern ich dachte nur noch daran, mir den letzten Rest von Manneswürde zu wahren, indem ich einen Tod starb, der eines politischen Gefangenen würdig war.

Wie gesagt: dieses Glücksgefühl wollte nicht weichen. Ich war felsenfest entschlossen, so zu handeln. Und wie ich nun dalag, und den Augenblick nicht erwarten konnte, in welchem ich von all dem Jammer und Elend erlöst würde, da fiel mein

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