,, Was ist los, Willy! Die Alliierten setzen Fallschirmtrup­pen ab. Vom Lande und von der See! Da möchte ich wohl sehen, ob sich die Halbinsel halten kann."

Durch all das Stimmengewirr tönt ruhig und sachlich Toni seine Stimme: ,, Das könnt Ihr wohl annnehmen, wenn diesmal eine Landung erfolgt, so ist es keine ,, Generalprobe" mehr und wird kein Dünkirchen , wie es die deutschen Zeitungen brach­ten. Wo diesmal die anglo- amerikanischen Truppen nach er­folgter Landung stehen, da jagt sie keine deutsche Wehrmacht mehr weg. Dafür ist der Einsatz zu groß und sie haben Ma­terial genügend, um den Nachschub zu sichern. Ihr seht es doch täglich, wie die englischen Schnellboote den Kanal be­herrschen. Aber bildet Euch nur nicht ein, daß der Tommy auch gleich hierher kommt und uns abholt. Auch wenn die Landung uns gegenüber erfolgt, läßt er die Insel sicher liegen. Warum soll er sich darum kümmern? Wichtiger ist es, daß er festen Fuß faßt auf dem Festland."

,, Na, na, Toni! Die Inselgeschütze können die Zufahrt zum Cherbourger Hafen ganz schön eindecken."

,, Ach, Richard, eine Welle von Bombern und Du hörst von den Geschützen keinen Schuß mehr!"

Bei all diesen Gesprächen donnern in der Luft pausenlos die Motoren. Stunde um Stunde! Welle auf Welle! Kein Nachlassen ist zu bemerken. In dieser Nacht schlafen wohl die wenigsten. Vom Lagerzaun hören wir die halblauten Zurufe der SS untereinander. Auch sie tauschen Vermutun­gen aus. Unruhig sind sie. Wir wünschen, sie fürchten! Für uns bedeutet abgeschnitten werden endlich die Freiheit. Was bedeutet es für unsere SS - Henker? Für die, die uns täglich und stündlich schinden und quälen?

Wie immer treten wir morgens zur Arbeit an. Und doch ist etwas anders als sonst. Noch fliegen die Geschwader über den Kanal nach Frankreich . Die SS - Leute können es sich nicht verkneifen, höhnische Bemerkungen zu machen: ,, He, die Tommys haben wieder mal versucht, zu landen. Weit sind sie nicht gekommen. Vollkommen abgeschlagen."

Aber bei allem liegt irgendeine Unsicherheit in ihrem Wesen. Und wir erinnern uns Toni seiner Worte von der Nacht: Wo diesmal der Tommy steht, da steht er." Wir beißen die Zähne zusammen und warten.

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