I.
Ein Arbeitstag ist vorbei. Müde liegen wir auf unseren Lagerstätten. Ruhiger wird es im Schlafsaal. Langsam versickern auch die letzten Einzelgespräche von Bett zu Bett. Von draußen tönt leise das Flöten und der Schritt der SSPosten. Es mag 11.30 Uhr sein. Da geht ein Raunen durch den Saal. Einer weckt den anderen, soweit sie nicht selbst wach werden. Und laut genug zum Wachwerden sind die Geräusche, die in der Luft hängen. Täglich und nächtlich hörten wir das Motorengeräusch der anglo- amerikanischen Bomber, die festlandwärts flogen, ihre Bombenlast loszuwerden. Doch so wie heute war es noch nie. Erregter werden unsere Stimmen. Jede Müdigkeit ist verflogen. Vergessen ist, daß morgen ein harter Arbeitstag auf uns wartet. Durch den ganzen Schlafsaal geht der Meinungsaustausch.
,, Ach, Reinhold! Was wird schon sein, der Tommy macht mal verstärkte Einflüge. Er macht den Atlantikwall sturmreif."
,, Karl! Das ist mehr heute nacht! Das kann Vorbereitung sein für einen großen Schlag."
Jeder denkt dasselbe, doch keiner mag es aussprechen. Da, Toni gibt das Stichwort: Ob sie heute nacht landen wollen? Ob die Invasion beginnt?"
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Das Wort ist gefallen. Mäuschenstill wird es im Saal. Und dann geht die Diskussion los. Meinung prallt auf Meinung. Jeder wünscht es. Doch keiner hat so recht den Mut, zu glauben, daß es jetzt schon so weit sein könnte. Und weiter schießen die Gedanken.
,, Du, Kurt! Bei einer Invasion sind wir die ersten, die abgeschlossen sind!"
,, Nun, es kommt darauf an, wo die Landung erfolgt! Es müßte bei Cherbourg geschehen!"
,, Quatsch, mein Lieber! Cherbourg ist für eine Landung viel zu stark befestigt."
5.


