kaltblütig und grundsätzlich als Menschen, als Träger menschlichen Geistes abgeschrieben hatte. Warum? Weil diesen Sklavenhaltern selbst, indem sie den Aufblick zu dem persönlich an uns handelnden Gott verloren hatten, auch die Würde des Menschen überhaupt, seine Fwigkeitsbestimmung zwischen den Händen zerronnen war. Dem Verbrecher gab man in früheren Jahrhunderten den Priester mit zum Schaffott, die sibirischen Gefangenen führte man zu Ostern in die Kirche. Für uns hatte man als einziges Erziehungsmittel außer der Zwangsarbeit und den Körperstrafen den Appell und das Mar- schieren, den äußeren körperlichen Drill. Mehr hatte man nicht uns eu geben, denn mehr besaß man im Grunde selbst nicht.

Uns aber suchte man zu nehmen, was man mit Händen fassen konnte. Bei der völligen Auskleidung am ersten Tage im Lager nahmen oder rissen die Aufseherinnen den Russinnen und Polinnen auch das Kreuz, das sie vielfach am Halse trugen, ab, gelegentlich mit der Bemerkung, das sei Dreck. Als ein paar Russenmädels auf meine Frage mit Tränen in den Augen bejahten, daß man auch ihnen die Kreuze genommen habe, sagte ich ihnen:Bei uns ist es weniger Sitte, ein Kreuz am Halse zu tragen, aber im Herzen trage ich es auch. Da können sie es uns nicht nehmen. Sie nickten, und ein helles Licht erstrahlte in ihren Augen.(Von den Russinnen, zum großen Teil Gliedern der Roten Armee, deren Personalkarten ich zu bearbeiten hatte, gaben nach meiner Schätzung etwa 90 Prozent als Religionorthodox odergrie- chisch-katholisch an, von den Russen des benachbarten Männer- lagers, dessen Kartei wir mitbearbeiteten, etwa 50 Prozent. Außer- dem fiel mır auf, daß die Zigeuner ohne Ausnahme sich als christlich. bzw. katholisch oder, seltener, evangelisch bezeichneten.)

Unsere Aufseherinnen im KZ, meist ebenfalls jüngeren Alters und aus der Hitlerjugend aufgestiegen, stellten einen Amazonentyp teils edleren, teils gröberen Gepräges dar. Wenn sie als Lagerwache mit Schaftstiefeln, schwarzem Cape und Kapuze, die Waffe oder den Schlagriemen in der Hand und den scharfen Wolfshund an der Seite, nachts die Lagerstraße ableuchteten, so schienen sie wie aus Wotans wilder Jagd zu uns herniedergestiegen. Wenn so eine junge, drahtige Person einer älteren Frau mit knapper Handbewegung ins Gesicht schlug, so fragte man sich staunend, was hinter diesen glitzernden Augen und dem unbewegt kühlen Gesicht sich verbergen mochte.

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