leise geöffnete Tür nicht einfach wieder zugeschlagen sein; die Klar­heit des Gottessohnes, der die Hand schon nach den Todgeweihten ausgestreckt hatte, wollte weiter leuchten, erwärmen, heiligen. Kurz vor der Auflösung des Lagers sprach ich mit einigen Polinnen darüber, wie sich das Verhältnis zwischen Polen und Deutschen in der Freiheit gestalten würde. Sie sagten, es gebe für sie Abgründe zu überwinden. Aber die Gemeinschaft in Christus, doch nur diese allein, mache es ihnen möglich. Die Polinnen waren übrigens die Einzigen, die trotz des offiziellen Verbots religiöser Lieder allsonntägliche ge­meinsame Andachten zustande brachten. Wir Deutschen haben nur in der Weihnachtszeit gemeinsam Kirchenlieder gesungen, im übrigen kamen bei uns nur kleine individuelle Andachtskreise zusammen. Mangelnde Gewohnheit und Furcht vor Spitzeln hinderten. Die Polin­nen hatten sich in großem Maße der Posten auf dem Krankenrevier zu bemächtigen verstanden. Die Behandlung auf der nur von Polinnen bedienten Zahnstation war bei den Deutschen sehr gefürchtet. Eine ältere polnische Ärztin hat meine Genesung nach schwerer Krankheit mit rührender Sorgfalt gefördert und wirkte überhaupt mit großem Segen auf dem Krankensaal, während der deutsche SS- Arzt ihn nicht betreten hat. Eine polnische Stubenaufsicht hat mich aus einem Irr­tum heraus nachts im Dunkeln geschlagen;' eine alte, mir völlig un­bekannte polnische Frau, die vielleicht den Verstand verloren hatte, verprügelte mich plötzlich auf der Lagerstraße von hinten und wollte sich weder erklären noch sich beruhigen lassen. Als ich mit einer Polin, deren ruhige Menschenfreundlichkeit dem blödesten Auge sichtbar sein mußte, Arm in Arm über die Lagerstraße ging, schlug die deutsche Lagerpolizei wegen dieser unerlaubten gegenseitigen An­näherung auf die Polin drein und trieb uns auseinander. Ich rief der polnischen Freundin zu, daß ich gern ein paar Schläge abbekommen hätte; sie antwortete voll Gelassenheit, man dürfe die allgemeine Explosivität der Häftlinge nicht schwer nehmen.

Am Karfreitag schickte mir eine ungarische Halbjüdin, einst elegante Budapesterin, während unserer Büroarbeit ein Zettelchen zu: Hast du je geglaubt, daß du am Karfreitag würdest arbeiten müssen und nicht zur Kirche gehen könntest? Ich schrieb ihr zurück: auch in meinem Berliner Institut habe ich in den letzten Kriegsjahren schon am Kar­freitag arbeiten müssen. Aber unsere Pfarrer haben uns gelehrt, die Kirche überallhin mitzunehmen. Wo wir Gottes Wort im Sinne hätten und die Hände falten zum Gebet, da sei Kirche. Ich lüde sie ein, mit­

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