nische Front überschreiten. Die Nacht war sternenklar und kalt, und als der Morgen graute, konnten wir die erstarrten Glieder kaum in Bewegung bringen, und die wunden Füße schmerzten erbärmlich. Trotzdem überredete ich Emmi zum Aufbruch, um nicht so dicht vorm Ziel aufzugeben. Wir humpelten auf dem schmalen Pfad des Eisenbahndammes immer am Zug entlang, und aus allen Waggons tönten uns warnende Stimmen nach, daß jeder, der es wage, die amerikanische Front zu passieren, erschossen würde.
Auf dem Geleise standen hintereinander fünf Lazarettzüge mit gehiẞten weißen Fahnen. Als wir den vordersten überholt hatten, sah man den Bahnhof von Bad Kleinen , er war menschenleer und weit und breit kein Lebewesen zu sehen. Jenseits des Bahnhofs ging ein Hohlweg ab. Mit klopfendem Herzen erkletterten wir auf einem schmalen Fußsteig den westlichen Abhang, und da standen in regelmäßigen Abständen über ein weites Feld hin Soldaten. Ohne zu überlegen, liefen wir zwei einsamen Frauen auf die Schützenkette zu. Nicht nur die Angst vor den nahenden Russen machte uns kühn und entschlossen, auch das reine Gewissen der Konzentrationslager- Häftlinge verlieh solche Kraft.
Es waren amerikanische Soldaten. Auf einen mit rotem, freundlichem Gesicht steuerte ich zu und bat in schlechtem Englisch, uns passieren zu lassen. Ich erzählte, daß wir fünf Jahre im Konzentrationslager Ravensbrück gesessen hätten und ich vorher in Sibirien verhaftet gewesen sei und mir, wenn die Russen kämen, das gleiche Schicksal noch einmal widerfahren würde. Er sah auf unsere Ölfarbenkreuze, nickte, machte eine Handbewegung und sagte:„ O.K." Ganz benommen, ein wenig ungläubig, gingen wir weiter, aber nach kaum zwanzig Schritten rief es: ,, Halt! Wait a moment!", Nun wird er uns zurückschicken, er hat es sich bestimmt überlegt! Wir sahen, wie er davonging und in einem Haus verschwand. Jetzt fragt er seinen Vorgesetzten, und man verwehrt uns den Durchgang."
Aber nach einigen Minuten kam aus dem Tor des Hofes ein Wagen mit zwei Pferden bespannt. Als er sich näherte, sahen wir auf dem Bock unseren freundlichen Amerikaner. Er fuhr an uns heran, sprang herunter und sagte lachend: ,, Steigen Sie ein, Sie sind genug gelaufen."
ENDE
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