türen wurden geöffnet und ich klemmte das Auge gegen den ,, Spion", Der bekannte konnte aber nur einen schmalen Spalt Helle sehen.
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Geruch nach Lagersuppe drang zur Tür herein. Es mußte schon Abend sein! Aluminiumschüsseln klapperten, Schritte gingen vorüber, dann klang ein jammerndes Frau Aufseherin...!" und es wurde langsam still. Ob jetzt schon Nacht sein mochte? Die nackten Arme bekamen vor Kälte eine Gänsehaut. Ich schlug sie mir warm wie ein Droschkenkutscher. Da klang ganz von ferne der Gesang einer Häftlingskolonne: ,, Kamerad, wo bist du? In der Heimat küßt du! Und mich aber, aber läßt du so allein Die draußen kamen von der Arbeit zurück, die Glücklichen! Jetzt wußte ich, daß noch Stunden vergehen würden bis zum Beginn der ersten Nacht im Bunker, und wie entsetzlich lang die Zeit bis zum nächsten Morgen noch werden würde. Gedämpft vernahm man die Lagersirene, noch einmal ging für einen Moment das Licht an, und das Auge der Binz erschien im ,, Spion". Sie drehte den Schlüssel in der Eisentür, aber nicht um zu öffnen, wie ich erwartete, sondern zum ,, Einschluß" für die Nacht. Dann verschwand auch der schwache Schimmer Helle an der Türritze. Man hatte mir weder die Pritsche heruntergelassen noch eine lumpige Decke gegeben.
Der Kampf gegen Kälte, Müdigkeit und Hunger begann. Nur einen Moment sich auf den Schemel niedersetzen, die Beine an den Körper ziehen, die nackten Arme dazwischenpressen, um sie etwas zu erwärmen; den Kopf auf die Knie legen, nur ein wenig schlafen! Du zuckst, verlierst das Gleichgewicht und springst auf, um von neuem zu laufen: vier Schritt hin, vier zurück, hin, zurück, hin, zurück... Am besten setzt man sich auf die Erde, lehnt den Rücken gegen die Wand. Ach, die ist feucht und kalt, es geht einem durch Mark und Bein! Das Handtuch um den Kopf gewickelt und wie ein Hund zusammengerollt, versuchte ich auf dem Fußboden zu liegen. Wenn nur die nackten Arme nicht wären! Da kam mir ein rettender Gedanke. Hinter dem Klosett steckte ein Päckchen Zeitungspapier; ich ertastete es und breitete es sorgfältig auf den Boden. Darauf wurden die Schultern und ein Arm gebettet. Ja, es war wirklich etwas wärmer. Man glaubt nicht, daß eine solche Nacht je enden könnte; fast getröstet vernahm ich das Heulen der vertrauten Lagersirene und dann die ersten Geräusche vor der Zellentür.
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Aber der folgende Tag unterschied sich durch nichts von dieser ersten Nacht. Nur einmal am Vormittag für fünf Minuten Licht, um die Zelle zu fegen, dann ununterbrochene Dunkelheit und Kälte. Der Magen die Zelle war nicht begann vor Hunger zu schmerzen. Und seltsam mehr dunkel. Vor den Augen tanzten helle Kugeln, manche ganz farbenprächtig, und ich sah mit Staunen, daß die Tür leuchtete, aber auch die Wände; ich drückte fest die Augenlider zu, und da war es noch heller. Schwärme von kleinen Sonnen flogen in unaufhaltsamem Zug vorüber. Einmal auch an diesem Tag nahten sich Männerschritte. Ich sprang
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