gefolgt. Die Gestapo hatte alle Methoden angewandt, um ein Geständnis zu erzwingen:„Wer hat Ihnen den Kassiber gegeben und an wen sollte er weitergeleitet werden?“ Lotte hatte die Aussage verweigert. Sie war vor Gericht gestellt worden und hatte geschwiegen, sie wurde zu drei Jahren zusäglichem Zuchthaus verurteilt und hatte geschwiegen. Im Zuchthaus war sie während der Arbeit mit kommunistischen Häftlingen beisammen gewesen. Ihre mutige Haltung hatte ihr die Achtung der Mit- häftlinge eingetragen und unwillkürlich war sie in den vier Jahren Zucht- haus unter den Einfluß der Kommunisten geraten.
Ich erzählte Lotte dort in der Massenzelle von meinem Schicksal. Sie saß neben mir auf der Pritsche und unterdrückte mühsam das Weinen.„Weißt du, Grete, während all der Jahre Zuchthaus habe ich mich krampfhaft an das geklammert, was die Kommunistinnen über Sowjetrußland erzählten. Wie hätte ich es auch sonst ertragen können? Das war doch unsere einzige Hoffnung! Wenn ich doch nur an deinen Worten zweifeln könnte. Und jett, auf dem Wege ins Konzentrations- lager, raubst du mir diesen Glauben. Ach, warum sind wir nur ver- urteilt, weiterzuleben!?“
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