stürmisch begrüßten. Alle waren vor uns aus Butirki dorthin transportiert worden. Ich kannte nur zwei von ihnen: Frau Fon und Frau Fekete. Anscheinend sammelte man in Lublin einen größeren Transport solcher Ausgelieferten an, um sie dann weiter ins Reich zu schaffen. In zwei Zellen des Lubliner Gefängnisses saßen im ganzen siebzehn Frauen und in der Männerabteilung ungefähr einhundertdreißig von Sowjetruẞland Ausgelieferte.
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Nach der Begrüßung mit den beiden Bekannten erhob sich ein junges, blondes Mädchen vom Schemel , kam auf mich zu und fragte: ,, Bist du etwa Gretchen?" Wie kommst du auf Gretchen?" staunte ich, weil es nur zwei Menschen gab, die mich so nannten, das waren Heinz und meine Freundin Hilde D. ,, Ich hab im Zuchthaus von Kasan mit Hilde D. zusammen gesessen. Sie hat mir den Auftrag gegeben, überall nach dir zu forschen, und falls ich dich finden sollte, dir von ihrem Schicksal zu berichten."- ,, Ja, ich bin Gretchen." ,, Hilde hat für die Zugehörigkeit zur Neumann- Gruppe zehn Jahre Zuchthaus bekommen. Sie ist noch unter Jeshow verurteilt worden. Von der kleinen Swetlana, ihrer Tochter, hat sie einen Brief bekommen. Das war ihr einziges Glück. Du würdest Hilde nicht wiedererkennen. Sie hat schon schneeweißes Haar und ist noch keine dreißig Jahre alt." Wir berieten dann lange, ob es eine Möglichkeit gäbe, Hilde zu retten. Sie war tschechische Staatsbürgerin. Vor allen Dingen beschlossen wir, sobald es irgendwie gehen sollte, Hildes Eltern zu verständigen.
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Ich war kaum eine halbe Stunde in dieser Zelle, da wurde die Tür aufgeschlossen, der Gestapomann rief barsch meinen Namen, und auf dem Korridor, durch den er mich führte, zischte er mich an: ,, Sie glauben wohl, daß Sie sich hier unter falschem Namen einschmuggeln können? Wir wissen genau, wer Sie sind!" Er brachte mich in einen Büroraum, wo hinter einem Schreibtisch ein fetter, schwabbliger, noch ziemlich junger Mann saẞ., Wie heißen Sie?" wandte er sich an mich. ,, Margarete Buber ." Da sprang der andere, der Geschniegelte, der uns beim Eingang den Zettel überreicht hatte, auf und fuchtelte mir mit diesem Stück Papier vor der Nase herum. ,, Halten Sie uns nicht für allzu dumm. Sie wollen uns weismachen, daß Sie Buber heißen? Sie sind die Frau von Heinz Neumann !" kam es triumphierend heraus.„ Ich heiße Margarete Buber und war mit Heinz Neumann nicht offiziell verheiratet." ,, Aha, also seine Braut!" Wenn Sie es so nennen wollen." - ,, Sie behaupten", und er blickte auf den von mir ausgefüllten Zettel, ,, in Moskau verhaftet gewesen zu sein? Und nach Sibirien verschickt?" ,, Ja." ,, Und wo ist Ihr hm Freund, Heinz Neumann ?" ,, Er
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ist 1937 von der NKWD verhaftet worden." ,, Das können Sie jemand anderem erzählen! In Paris ist er und arbeitet für die Komintern! Und Sie, was sind Sie? Sie sind eine Agentin der Komintern und der GPU.
11 Buber: Gefangene.
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