in nicht allzu fernem Hintergrund. Und Deutschland umgeben von einem Wall

des Mißtrauens. Welt ohne Hoffnung?

Nein, nicht ohne Hoffnung. Margarete Buber-Neumann weckt in dem vor- liegenden Buch einen Schimmer der Hoffnung, ganz unbewußt wahrscheinlich, wie gesagt. Sie vermittelt die Ahnung, vielleicht gar die Gewißheit, daß das Gericht nicht von der zerstörenden Kraft kommen, sondern von der verbindenden Menschlichkeit, von der Liebe, ausgehen wird. Die Verfasserin kann die Angst nicht bannen(wer könnte es, da sie zum bestimmenden Lebensgefühl unserer Zeit gewachsen ist?!), doch sie gibt Vertrauen zum Menschen an sich. Der Glaube an die Beziehungen von Mensch zu Mensch aber ist uns als einziges geblieben, um ein wenig Ordnung in das Chaos unserer Gegenwart zu bringen. Theoretisch scheint es fast unmöglich, diesen Glauben hochzuhalten, auch in der Praxis waren wir nahe daran, ihn zu verlieren. Es gilt, das Vertrauen auf menschliche Beziehungen zurückzugewinnen und zu festigen, sich abzuwenden vom nur scheinbar erhebenden und fruchtbaren Bekenntnis zuBewegungen

oderIdeen.

Man könnte Margarete Buber-Neumanns Buch als antipolitisches, aber lett- lich doch als Auseinandersegung mit politischen Richtungen bezeichnen, wenn man von seinem Inhalt ausgeht. Blickt man jedoch weiter, spürt man in sich selbst weiter, so wird fast wesenlos, daß hier eine nüchterne und eben deshalb so erschütternde Darstellung des wahren Gesichts von Bolschewismus und Nationalsozialismus , der Methoden vorliegt, die zur Aufrechterhaltung einer strikten, zentralisierten Diktatur angewandt werden. Denn die Erkenntnis, die uns überkommt, ist zeitlos, ist unabhängig oder müßte es immer gewesen sein und wieder werden. Diese Erkenntnis aber besagt, daß dem Menschentum zum

Siege verholfen werden muß.

Das Buch vermittelt Hoffnung auf solchen Sieg. Nicht nur, weil nach seiner Lektüre Hochachtung wächst vor der Kraft der Schwachen, vor der unerhörten menschlichen Größe der Gedemütigten, dem hingebungsvollen Dienen der un - schuldig Leidenden untereinander, sondern weil auch ganz zages, beklommenes

Verstehen aufklingt für einige von denen, die auf den Irrweg der Gewalt und

der Bosheit gerieten, ohne es zu wissen. Auch unter ihnen viele vor allem|, Schwache, Rat- und Hilflose, bei denen Schwäche nicht gleichbedeutend mit Schlechtigkeit ist.