Chor der Toten.

Wir Toten, wir Toten sind größere Heere

Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere! Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten, Ihr schwinget die Sichel und schneidet die Saaten, Und was wir vollendet und was wir begonnen, Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen, Und all unser Lieben und Hassen und Hadern, Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern, Und was wir an gültigen Sätzen gefunden, Dran bleibt aller irdischer Wandel gebunden, Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte, Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele, Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!

Meyer.

Die Trauerfeierlichkeit in der katholischen Kirche in Dachau

Der Herr Dekan von Dachau hatte am Sonntag eine große Trauerfeier für die Opfer des Lagers Dachau in seiner Kirche vorbereitet. Die Kirche war in Trauerschmuck. Herr Pfarrer Baumholzer assistierte, die beiden Kapläne Ruhpieper und Jakob Schmidt amtierten als Diakon und Subdiakon. Die Predigt hielt Bruno Burkhardt. Es war eine sehr eindrucksvolle Feier. Hundert Häft­lingen war es gestattet worden, dieser Feier beizuwohnen.

Eine feierliche Beerdigung

In diesen Tagen fand auch die feierliche Beisetzung der vielen Leichen statt, die man vorgefunden hatte. Es wurden in der Nähe eines Dorfes zwei große Massengräber ausgeworfen. Die Wagen, vollgefüllt mit Leichen, wurden durch die Straßen Dachaus gefahren. An der Beerdigung nahmen drei Militär­geistliche teil: ein evangelischer, ein katholischer und ein jüdischer.

Am 29. Mai wurden zuerst die evangelischen Pfarrer durch einen Wagen des Oberkirchenrates von München abgeholt. Danach am Mittag um 2 Uhr erschien unser lieber Pater Pies, der unermüdlich für uns gesorgt hatte, und fuhr uns 16 Mann mit einem Lastwagen, auf dem auch sämtliches Gepäck verstaut war, nach Dachau . Als wir endlich das Tor des Lagers hinter uns hatten, atmeten wir auf. Man kann nicht beschreiben, welche Gefühle uns beseelten, als wir nach langen Jahren frei waren. Wir fuhren zum Pastorat

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