Lager Auschwitz- Birkenau

Dieser Bericht stammt von Dr. E. Tengres Armand Benn, Brüderkranken­haus in Sand a Mard, Rumänien . Er ist bestätigt worden von einem Sale­sianerpater S. H. aus Krakau , der als Pfleger dort tätig war und selbst zweimal zum Vergasen verurteilt war.

Das Lager Auschwitz- Birkenau war das größte und furchtbarste von den bestehenden Lagern. Es gab in Deutschland und den von den Deutschen besetzten Gebieten 284 Konzentrationslager größeren und kleineren Stils. Das Lager Auschwitz war ungefähr 12 Kilometer lang, Kilometer breit und umfaßte ungefähr 40 000 000 qm. In diesem Lager konnten eine halbe Million Menschen untergebracht werden. Zeitweilig waren auch soviel darin, und zwar Männer, Frauen und Kinder.

Das Besondere des Lagers war eine Sonderkompanie von 500 Mann, alles Juden, die täglich nichts anderes zu tun hatten, als das Krematorium zu bedienen. Das eigentliche Krematorium war in Birkenau . In Auschwitz war nur eine Gaskammer, die einige hundert Mann faßte, und ein Verbrennungs­ofen.

Der anordnende SS - Arzt hieß Dr. Mengele . Vor ihn wurden alle Neuan­kommenden geführt. Er besah sich die Leute ohne nähere Untersuchung auf ihren Gesundheitszustand. Je nachdem der Häftling, ob Mann oder Frau, auf ihn einen ungünstigen Eindruck machte, sei es durch seine Haltung oder sein Aussehen, machte er eine Handbewegung nach links; dies bedeutete: ,, Ver­gasen." Alle Kinder unter 16 Jahren und alle Männer und Frauen über 50 Jahren wurden ohne weiteres zum Vergasen abtransportiert. Auf Block 5 wurde täglich ein Transport von 1000 Mann zusammengestellt. Wer irgend­wie den Eindruck machte, krank oder schwach zu sein, wurde nachts in ein schwarzes Auto geladen und zum Krematorium gefahren. In Birkenau , das zum Lager Auschwitz gehörte und nur zwei Kilometer entfernt war, gab es vier Gaskammern und vier Verbrennungsöfen. Die beiden ersten Kammern faßten je tausend Menschen, die beiden letzteren je zweitausend. Diese Kam­mern sahen aus wie große Baderäume mit Brausen. Die Leute zogen sich aus und glaubten nun baden zu können. Aber statt Wasser kamen Strahlen von Gas herunter. Nach zehn Minuten war alles zu Ende. Hinter diesen Gas­kammern war ein Wäldchen, in dem Gräber gegraben waren, und zwar 15 Meter lang, zwei Meter breit und ein Meter tief. In diesen Gräbern verbrannte man die Leichen, wenn die Öfen die Überreste nicht mehr fassen konnten. Bei Tag und Nacht schlugen die Flammen aus diesen Gräbern empor. Der Geruch von verbrannten Menschen war furchtbar und weithin zu spüren.

Als die Juden aus Ungarn ankamen, wurde das Sonderkommando von fünfhundert auf tausend verstärkt. Plötzlich flüchteten von diesen fünfzig Mann, die anderen wurden abgelöst. Von Zeit zu Zeit wurde auch dieses Kommando vergast und verbrannt. Bis zum März 1943 wurden auch arische Häftlinge so hingerichtet. ,, Liquidiert " hieß der schöne Naziausdruck. Es waren meistens erschöpfte oder arbeitsunfähige Menschen, die man durch Transporte oder Schikanen ,, fertig" gemacht hatte. Von 1943 an wurden nur noch Juden verbrannt.

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