Das war, als wir abends um sieben Uhr im Gärtner- platz-Theater in München sein mußten und um neun Uhr von Berlin mit meinem Wagen abfuhren. D. mußte abends dort tanzen. Es lag noch Schnee in Thüringen . Ich hatte hundert Kilometer Durchschnitt, aber in Thüringen weni- ger. Als ich einen glaitgefahrenen Berg auf der Autobahn hinauffahre mit verdammt tiefen vereisten Schneerillen, sah der Schnee sonderbar aus. D. sagte:Du, paß auf. Es war, als wir oben waren und die Bahn waagerecht wurde. Der Schnee war glatt wie ein Spiegel und blinkte in der Sonne. Wir hatten gesungen und gelacht. Bremsen konnte ich nicht mehr. Und plötzlich drehte sich der lange Wagen mit Windeseile um sich selbst. Ich fing ihn ab und fuhr weiter. Da sahen wir einen verunglückten Wagen auf der Seite liegen, zerbrochen die Fenster, Blut im Schnee und einige andere Wagen standen herum. Einige Männer knieten im Schnee um andere. Es war tiefer, win- terlicher Wald ringsum. Wir fuhren weiter, wir waren eilig. Wir kamen gerade rechtzeitig in München an und wohnten imRheinischen Hof. Es war ein doppelter Schrecken in aller unbekümmerten Planung gewesen, der Tod hatte am Waldesrand gestanden. Abends tobte das Publikum über den Harlekin, den sie tanzte. Sie hat ihn nie so gut getanzt.

Bei der Vernehmung in der Prinz-Albrecht-Straße hatte ich ein Paket mitbekommen. Ich packte es in meiner Zelle in Spandau aus. Ein Paket ist für einen Häftling

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