Vorrede für die Nachgeborenen

Ich wende mich mit dieser Niederschrift an die Nach­geborenen, die in hundert oder fünfhundert Jahren etwa mit Kopfschütteln von jener Zeit lesen werden, die unsere Zeit war. Ihr Leben wird recht verschieden von dem uns­rigen sein, aber auch unsere Nachgeborenen werden Hun­ger empfinden und werden sterben, wenn man ihnen die nötigen Mittel dazu verabreicht, sei es ein wenig Strophan­tin oder ein Genickschuß, auch die Nachgeborenen wer­den sich an den Freuden der Liebe ergötzen, wie wir es taten, werden Haß oder Mitleid gehörig empfinden, ein wenig beten, allerlei trinken, manche Laster haben, un­ter der Arbeit seufzen, meist unglücklich sein und die Welt natürlich ändern wollen.

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Aber wenn die Nachgeborenen die Geschichte der letz­ten paar tausend Jahre studieren, werden sie auf ein Ka­pitel stoßen denn was wir auch taten, es wird alles ein Kapitel werden in Eurem späten Geschichtsbuch- das ge­segnet war mit Kriegen, gewaltig im Mord, hervorragend in der Zerstörung und unübertrefflich in der Schandtat. Es ist jenes Kapitel, von dem die Einleitung etwa als ,, dem düstersten der Weltgeschichte" sprechen wird und es wird vielleicht überschrieben sein: ,, Der Mißbrauch der Ge­walt zerstört Europa ". Die Nachgeborenen werden darin wahrscheinlich lesen können, daß die Menschheit auf ih­rem mühseligen, schmerzensreichen Weg durch die Jahr­tausende stets von Männern angeführt wurde, die sich durch Erbschaft, Kriege und Verschwörungen die Macht errafften und die willkürlich andere Stämme oder Reiche, oder wie die Einheiten der Menschheit sich damals ge­

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