Hans Gärtner, der kriminelle Vorarbeiter vom Krema- torium, steht seit Beginn der Aktion unter Alkohol. Dann plaudert er. Gestern kam er und bat um Schlaftabletten. Grauenhafte Einzelheiten erfuhren wir von ihm. Ein Oberscharführer aus Dachau , Moser, ist Leiter des Mordkommandos. Fünfundzwanzig jüdische Häftlinge schleppen die Leichen aus der Gaskammer zu dem Krematoriumshöfen. Mit einem Gemisch aus Schlacken und verkohlten Knochenresten pflastern sie einen neuen Weg. Bei Gasmangel— Zyklon-Blau- säure ist infolge Transportschwierigkeiten schwer zu beschaffen— werden die Opfer durch Schädelschläge betäubt und lebend auf die Pfannen geworfen. Moser und seine SS -Henker machen sich zuweilen im Suff einen Sport daraus, den schreckgelähmten Tod- geweihten Zigaretten aus dem Mund oder Äpfel vom
Kopf zu schießen.
16. Februar 1945
DIE MASSENMORDAKTION SCHEINT abgeschlossen zu sein. Über 3900 Opfer fielen! Allein aus dem Kran- kenbau sind mehr als 700 Patienten zur Gaskammer geschleppt worden. Darunter Laurenz Breunig, der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete, und Dr. Hellmuth Späth, der Berliner Baumschulen- und Gartenbaufachmann. Einige aus dem Konzen- trationslager Auschwitz entkommene SS -Männer sind mit der Ausstellung der Totenscheine beschäftigt. Sie haben alle den gleichen Wortlaut:„Auf Transport
verstorben“.
139


