en schmerzhaft Wie tief ist diese Religion, die einen sterbenden, zwi- g zu Tag sicht schen zwei Verbrechern hängenden Kıuzifixus auf die Höhe ihrer Altäre stellt. Welch besonderes Ver- ständnis hat sie für das Geheimnis des Leides.
Es gibt kein elektrisches Licht in unseren Zellen. Früh dunkelt es am Abend. Zeit zum Grübeln und Denken
habe ich mehr als genug.
17. November 1941
DIE TAGE VERSTREICHEN. Einer grau wie der andere Die Atmosphäre hinter mir und vor mir verhangen. Kein Tor spaltet sich. Kein Echo ruft wider. Kein
Schmerz entzündet Hoffnung. Eines aber weiß ich:
ke Solch trübe Stunden bewältigt nur das Jenseitige.
u Nur die Ewigkeit gibt der Zeit ihren Sinn.
= Wie lange will man mich hier noch halten? Seit fünf- zehn Wochen ist in meiner Angelegenheit nichts ge- schehen. Absolut nichts.
n ver:
Die Körperkräfte lassen bedenklich nach. Symptome
von Hungerödeme machen sich bemerkbar.
Einer hat sich heute nacht erhängt.
Ich versuche, mich in die Seelenverfassung dieses
Leidensgenossen hineinzudenken. Wieviel gelöschte
Lebenshoffnung, wieviel zerbrochener Mut. Gehört
Mut dazu, Schluß zu machen?
tiefe Ge Bei offenen Sinnen gehört Mut dazu. Aber mehr Mut,
des durch viel mehr Mut gehört dazu, durchzuhalten. Trotz ver- j* Res" lorenen materiellen Besitzes. Trotz zermürbender iche Kerkerhaft. Das Leben auch des Geplagten, des
st. die Bankrotten ist ein heilig Geschenk, das man behüten
muß. Nur Gott zündet und löscht diese Flamme.
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