urden, ug sich das gleichfalls für ein Gefangenenlager gehört, mit Eisenpfählen In in sein End- vergittert, An sich war uns diese Vergitterung ebenso gleichgültig wie unserer Unter- der das Lager umgebende Stacheldraht, Da aber die betreffende Fenster- verkleidung die recht reizvolle Aussicht behinderte, die bei der einen Baracke das von dem Kirchturm überragte Ortsbild umfaßte und bei der anderen auf die nahen Waldberge ging, so haben wir die betreffen- den„Sicherungen unserer Fenster kurzerhand entfernt. Der„Stuben- dienst war so organisiert, daß jeder von uns einer nach dem anderen einen Tag lang für das Ausfegen der Bude, Wasser- und Kohlenholen, Ofenversorgung, Geschirr abwaschen usw. dem Stubenältesten ver- antwortlich war. Für das allmorgendliche„Bauen” der Betten und die Ordnung in den eigenen Sachen war, wie beim Militär, jeder einzelne verantwortlich, Die innere Ordnung unseres Lagers hat auf diese Weise gut funktioniert,
Die kleinste Bude war die recht mangelhaft erbaute Latrine, in die es bei schlechtem Wetter nur so hineinstürmte und hineinschneite, was für Fieberkranke, die wir öfter hatten, recht unangenehm war,
Die mittelkleine Bude, die am Lagereingang lag, war für das zunächst vorgesehene Kriegsgefangenenlager als Wachbaracke gedacht gewesen und die vor uns im Lager befindlichen Wachmannschaften hatten dort auch gewohnt. Diese Bude wurde nun mit einem großen roten Kreuz und der Aufschrift„Krankenstube” versehen. Für ein Krankenhaus oder richtiger gesagt ein Krankenhäuschen war diese Bude aber denkbar ungeeignet, denn sie hatte erstens keinen Windschutz, weil sie allein lag und zweitens waren ihre Bretterwände noch mangelhafter ausge- führt als diejenigen unserer Wohnbuden, so daß der Wind nur so hinein- und hindurchpfiff, Unser„Lagerführer” nahm den Schlüssel zu diesem Gebäude in höchst eigene Verwahrung und ordnete an, daß ihm bei einem Krankheitsfalle, der eine Benutzung der Krankenstube zu dem ihr zugedachten Zweck erfordere, unverzüglich Mitteilung gemacht wer- den müsse, Wir haben uns zunächst den Kopf darüber zerbrochen, was diese Umständlichkeit bedeuten solle, da es doch viel einfacher gewesen wäre, den Schlüssel zu dem fragwürdigen Lazarett, nach dessen Be- nutzung sich ohnehin niemand sehnte, unserem Vertrauensmann zu lassen, Des Rätsels Lösung, die sehr bald offenbar wurde, bestand darin, daß unser dicker Koch die von ihm usurpierte Würde unseres„Lagerführers” dazu ausnutzte, um in unserer„Krankenstube” ebenso heimliche wie verbotene Liebesfeste mit Ostarbeiterinnen, insbesondere mit Polinnen, aus einem von ihm gleichfalls„betreuten“ Lager zu feiern, Er war, wie er einmal ohne Zusammenhang hiermit beiläufig äußerte, dauernd ‚„liebes- krank” und hielt sich daher wohl in allererster Linie für berechtigt, unser Lazarett als Patient in der geschilderten Weise in Anspruch zu nehmen,
Die ersten Tage unseres Aufenthaltes beschäftigten wir uns damit, wenigstens Licht und Wasser in unsere gebrechliche Häuslichkeit zu bringen,
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